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Bilder aus Italien. 1. : Bettler und Mönche.
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Trompeten wetteiferten mit den Ausrufern; die kleinen Meßner klingelten, als seien Altarglöckchen nicht auch gebrechlich wie alles Irdische. Endlich, da mit dem Crescendo Nicht weiter zu reichen war, löste man die etlichen vierzig Böller, welche in zwei Reihen vor der Kirche eingegraben waren, und trug mit dieser Peletonsalve sowol dem Heiligen wie dem bösen Geist des Gestankes seinen Tribut ab. Schon Seume erwähnt dieses Andachtfeueru. Es scheint sich wie so vieles andere im letzten halben Jahrhundert nicht verändert zu haben. Wenn man bedenkt, daß einst auf diesem selben Grund und Boden ein Vcsta- tempel stand, daß vor Zeitenfett von des Opfermahles Schmauß" der Tyrrhener bei festlichen Gelegenheiten die elfenbeinerne Flöte blies, so findet man An­knüpfungspunkte, die erklärlich machen, daß man dort noch immer lärml, wo wir, die Nachkommen anderer Götter, uns mitverschleiertem Haupte" der Sammlung befleißige».

Kaum hat sich der Pulverdampf verzogen, so setzt sich die Prdcesston in Bewegung. Die Massaren der Umgegend, welche bei der Entwaffnung von ihre Büchsen sofort gegen ein Billiges von den entwaffnenden Soldaten wieder einkauften, knallen so lange das Rohr nur halten will. Weißgekleidete kleine Mädchen, mit Blumen und mit allen in der ganzen Verwandtschaft nur auftreibbaren Uhren geschmückt, stolziren vielbewundert hinterdrein. Man schleppt Fahnen, Tücher, Kreuze, den Heiligen In (Mxiö, und was sonst noch die Kirche hergibt, uMher und ist sehr guter Dinge, wenn auS .de» Fenstern nach Landessitte ganze Wolken von Goldregenblumen auf den bunten Zug herabstäuben. Da die milde» Gabe» bei diesem Anlaß am besten dem krittelnden Auge Aller Preis gegeben werden können, so wird bei jedem Hause angehalten und das dem Kloster Zugedachte gesammelt. Da gibt eS denn Geld, Orangen, Simonen, Seidencocons, Wachslichter und was sich nur in Truhe und Kasten findet; der Mönch nimmt alles und verhandelt wieder, was er nicht selbst verspeisen oder verwenden kaun. Den Schluß des heiligen Festes macht ohne Ausnahme ein Feuerwerk, bei dessen Knattern und Prasseln leuchtende Luftballons von Papier in die Nachtlust steigen. Oft sieht man sie noch nach Stunden ül'er den Orangenwäldern und über dem Meere schwe­ben und den umliegenden Ortschaften als Boten des beendigten Festes dienen.

Schaut man sich das Innere solch eines Klosters an, so findet man mei­stens zu dem bunten Zifferblatt des äußern Gepränges den Gegensatz, ein Räderwerk, nüchtern und grob wie das einer schwarzwälder Uhr. Den poetischen Hauch muß der Beschauer selbst hinzuthun, wenn anders nicht Um­gebung uud zufällige Beleuchtung einen trügerischen Schimmer auch der hand­werksmäßigsten Kuttengenossenschaft geben. Die Räume des besprochenen Ka-' puzinerklosters sind ohne architektonischen Werth und so auch die Bilder ohne malerische Bedeutung. F auenabbildungcn waren meistens vermieden, doch

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