3K
Haus die Salzstcuer passiren läßt. Wir befürchten, aufrichtig gestanden — denn wir sind, ganz abgesehen von allen politischen Gründen, dieser Steuer völlig entgegen —, daß dem so sein wird. Das Herrenhaus hätte hier eine Gelegenheit, wie sie sich wahrscheinlich in langer Zeit nicht wieder bieten wird, seiner sehr neuen Existenz »inen gewissen Halt in der äußerlichen Meinung zu geben, der ihr bis jetzt noch mangelt und der die eigentliche Stärke einer aristokratischen Institution ausmacht. Bis jetzt hat es seiue Thätigkeit mit einem Eifer den rittcrschaftlichen Interessen zugewendet, der nicht geeignet ist, die gegen den preußischen Adel im Volke bestehenden Vorurtheilc zu versöhnen. Jetzt könnte es einen Aet vollziehen, der ihm selbst keine Vortheile einbrächte, der nur den ärmeren Classen der Bevölkerung zu Gute käme. Wird die Mehrheit die nöthige Selbstständigkcit und Energie dazu besitzen? Das ist die Frage. Die mächtige Minorität, die bei den Abgeordneten gegen die Salzstcuererhöhung sich erklärt hat, gibt dem Herrenhaus eine sehr bedeutende moralische Stütze. Es sind jedoch auch andere, vielleicht noch stärkere Momente dabei in Anschlag zn bringen, die in der That den Entschluß, diese Vorlage zu verwerfen, zu einem sehr schwierigen machen, darum zu einem doppelt verdienstvollen, aber auch zu einem doppelt unwahrscheinlichen.
Literatur.
Erlebnisse eines schleswigschen Predigers in den Friedens- und Kriegsjahren 1838 bis <8Sl>. Von Fr. Petcrsen, Pfarrer zn St. Johann-Saarbrücken, früher Pfarrer zu Rottmark auf Alsen. Frankfurt a/M. H. L. Bröuner. 1866. — Diese Schrift, welche bereits in zweiter Auslage erscheint, enthält: den Ausbruch des Kricgssturmes, die Schicksale der Beamten, des Verfassers Ge- fangenschaft ans Fühnen, seine Befreiung, Rückkehr in sein früheres Amt, Vertreibung ans demselben durch den souveränen dänischen Pöbel n. s. w. Schicksale und Ersahrungen sind in anziehender und lebendiger Weise vorgeführt, das Buch stellt das rohe und völkerrechtwidrige Treiben so wie das eitle Gebahrcn der Dänen zur Zeit des Krieges in anschaulich geschilderten Selbsterlebnissen vor die Augen. Liegt auch diese Zeit voll Grimm und Trauer lange hinter uns, so thut es doch noth, die Erinnerung an das Märtyrcrthum, weiches das schleswig-holsteinische Volk um seiner deutschen Nationalität willen schon damals ertrug, immer von neuem zu erwecken. Haben auch verschiedene Schriften ähnliche Schilderungen gebracht, so erhält die vorliegende Schrift dadnrch noch ein besonderes Interesse, daß der Verfasser zur Zeit der Erhebung als Prediger auf Alsen in der Nähe des Herzogs von Augustenburg lebte, dessen Charakteristik svwol nach seinem politischen Leben als in seiner nächsten Umgebung einen. nicht unbedeutenden und höchst interessanten Theil der Schrift ausmacht. Außerdem enthält das Buch beachtuugswerthe Beiträge zur Schilderung des Zustandes der Kirche und Schule unter dem dänischen Regiment. Sehen wir von einigen kleinen Partien ab, wo der Versasser von seinem streng