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nach einigen fehlgeschlagenen Versuchen durch die Empfehlungen von Manuel, Etienne und Laffitte in den Kreis der vornehmen und reichen Liberalen aufgenommen und an den gelesensten Oppositionsblättern beschäftigt, Thiers am Cvnstitutionnel, Mignet am Courrier fran<?ais. Beide gewannen im folgenden Jahr in ihrer Baterstadt eine Preisaufgabe, Mignet über das Thema: 6«z 1a töoäalits, clss in8t1tution8 cls Kt.-I^ouis st üs 1a löKikilation 6<z e«z piines, Thiers mit einer Lobrede auf Vauvenargues. Mignet zeigt sich schon hier als systematischer Kopf, der die Thatsachen, die ihm passen, geschickt in Reih und Glied zu stellen und die widersprechenden stillschweigend zu beseitigen versteht. In Thiers zeigt sich die Abneigung gegen die akademische Phrase, das Talent, rasch und lebendig darzustellen und in scharfen Umrissen die flüchtig angeschauten Gestalten wiederzugeben. Von tiefer Geringschätzung gegen die Neigung durchdrungen, sich in sich selbst zu vertiefen, seine Zustände zu ana- lysiren und seine eignen Erregungen vorzutragen, anstatt auf andere zu wir- ken und neue Eindrücke zu suchen, geht er schon damals auf Action aus, in der er allein das Leben sieht. ('izux ont rsve 1a Mix pörvetukllcz ne eon- vaissent rü I'dowme in sa, Sestinvs iei das. I/uiiivvrs est uns vastv ae- tion, 1'Iiommiz S8t HL pour axir. Oa'il solt ou N6 soll pas ä»:8tmv au don- Keur, 11 L8t esrtaln 6a moins «juv jamais la viv ng lui K8t plu» 8upportad1ö yus lorsc^u'il a^it lortswent; al»i'8 11 8'oublis, il c?8t vritrulriv, et eL38s äs se 8<zrvir Äs 8cm <Z8prit pour cloutsr, blasMömsr, ss eorrompre st mal kaire. Dieser Satz ist der volle Ausdruck seiner Natur, seines Talents und seiner gesammten politischen und schriftstellerischen Thätigkeit.
Sein Talent, anschaulich auch die verwirrtesten Zustände darzustellen, zeigt sich unter andern in der Schilderung der ersten pariser Eindrücke, hauptsächlich aber in dem Bericht einer Pyrenäenreise, November und December -1822. Die Art und Weise, wie er hier die Landschaft allmälig aus dem Nebel hervortreten läßt, versinnlicht uns seine Kunst, in einem Schlachtgemälde, wo Hunderttausende aufeinanderstoßen, und wo die Theilnehmer selbst nicht im Stande sind, aus dem Pulverdampf und dem Jneinanderdringen der Massen ein festes Bild zu gewinnen, die einzelnen Bewegungen in scharfen Linien und Farben hervortreten zu lassen. Es ist das eine Kunst, in der Thiers wenig Nebenbuhler hat. Was die politische Journalistik betrifft, so gewann Thiers sehr bald die Hauptleitung des Constitutionnel, an dem er sich später Eigenthumsrechte erwarb. An Talent war er seinen Mitarbeitern bei weitem überlegen; was ihn aber hauptsächlich stützte, war das Aufsehn, das er in der Gesellschaft machte. Zeitgenossen können nicht Worte genug finden, das Erstaunen zu schildern, mit dem man in einem Kreise der angesehensten Staatsmänner und Schriftsteller diesem auffallend kleinen Mann zuhörte, dessen Gesicht durch eine große blaue Brille entstellt wurde, und dessen beständiges