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Der Sturz Esparteros und O`Donnels.
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deren Initiative er so kühn ergriffen hatte, Gegnern abzutreten, denen er ge­hässige Undankbarkeit vorwarf und die er als theoretisirende, unfähige Politiker geringschätzte. Er glaubte, die Nothwendigkeit werde am Tag nach seinem Siege die Progressisten zwingen, ihn gegen den Hof zu unterstützen, und be­dachte nicht, daß. bis eine überfallene und niedergeworfene Partei den natür­lichen Gefühlen der Rache und Schadenfreude entsagt haben würde, sein Sturz bereits entschieden sein könnte. So von Leidenschaft getrieben und vom Hofe mit jeder Art von Versprechung getäuscht, schritt er dazu, sein eignes Werk zu zerstören und dem Regiment der Willkür, das er mit dem Schwert gefällt, mit dem Schwerte wieder Bahn zu brechen.

Der spanische Staatöstreich mit allen ihn begleitenden Umständen ist noch m so frischem Gedächtniß, daß eine ins Einzelne gehende Darstellung desselben um so weniger hier am Orte wäre, als wir es unö zur Aufgabe gestellt haben, die Ereignisse zu beleuchten, nicht zu erzählen. Es genügt, daran zu erinnern, wie die Königin, nach anscheinend dringender, an Espartcro gerichteter Bitte, sich mit O'Donnel zu einigen, zur. großen Ueberraschung des Siegesherzogs für den Grafen von Lucena sich entschied und diesem nach dem Rücktritt sämmtlicher Minister die Bildung des neuen Cabinets übertrug, dessen Zusammensetzung bereits vorbereitet war, und dessen Ernennung wenige Stunden nach der Auflösung des alten, am Morgen des 1i. Juli in der Gaceta erschien. Nächst O'Donnel, als Präsident und Kriegsminister, ^war die wichtigste Persönlichkeit darin Rios Rosas, der das Portefeuille des Innern bekleidete. Sein Name war eine gegen die Progressisten gerichtete Herausforderung, und seine Wahl zum Kollegen der schwerste uud folgenreichste der Mißgriffe, zu denen O'Donnel durch die Einflüsterungen des Hofes sich verleiten ließ. Denn wenn sich Rios Rosas' auch seit länger als einem Jahre von den Ultras der Moderados ge­trennt hatte, so war er nichtsdestoweniger in beharrlicher Opposition gegen das Verfassungswerk und die ganze von den Cortes erlassene Gesetzgebung geblieben, und sein Eintritt in das Cabinet an der Spitze eines so einfluß­reichen Departements war allein schon ein antiprogresststischeS Programm. Mit ihm sigurirten noch zwei Moderados im Ministerium, Collado, der erste Finanzminister nach der Julirevolution für die öffentlichen Arbeiten, und Pastor Diaz, ein ehemaliger Puritano, für das Auswärtige. Cantero, ein geachteter Bankier und gemäßigter Prvgressist, war bei dem Amtsantritt der neuen Ver­waltung . thatsächlich das einzige ihr angehörende Mitglied jener Farbe. Er hatte die Finanzen übernommen. Außer ihm waren, aber nur nominell, noch zwei Progressisten, der hochgeachtete Luzuriaga, als Justizminister, und Bayarri, ein noch junger und wenig bekannter Abgeordneter der Cortes als Marine- .minister, dem Cabinet beigefügt. Beide waren abwesend von Madrid und ohne ihr Vorwisfcn ernannt; man hatte ihrer Namen sich bedient, in der mehr