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Deutsches Künstlerleben in Rom.
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>nn Rost, worauf ein Bette, abgelassen lauter Einheiten, berechnet, die Einzeleristenz des jungen Fremden vor jeder Vervielfältigung zu bewahren; aber er hat beim Schluß des Handels noch den Triumph gefeiert, das Aus­klopfen seines Sammetrocks in den Miethpreis mit hinein zu accordiren, und obfchon er beim Unterzeichnen des schriftlichen Contracts nicht entziffern kann, ob jene Dienstleistung Erwähnung fand, so ist er doch fest entschlossen, auS ihr zu machen, was in seiner Macht steht. Was der hauptsächliche Grund ist, warum er ein paar Stunden später auf seinem Eisengestell mit dem größten Behagen die Glieder zur Ruhe legt ja, das ist eine Eigenschaft seines Kämmerchens, welche den meisten Menschen den Aufenthalt darin verleidet haben würde: das einzige Fenster deS Ateliers befindet sich nämlich im Pla­fond. Für Leute, die am Fenster'zu sitzen lieben, hat diese Einrichtung ihre Schattenseiten; für einen Akademiker, der sein Lebtag nach dem sogenannten einfallenden Licht seufzte, eröffnet das Dachfenster mehr als den Blick in den wirklichen Himmel; er sieht im Geiste schon jetzt die Gebilde seines Schaffens jenes magischen Zaubers theilhaftig werden, den ein tiefes Beschatten der Au- genparticn >über das ganze Gesicht zu verbreiten pflegt.

ES ist ziemlich, gleichgültig, ob die Traufe eines vorüberziehenden Wölk­chens oder ein zu scharfer Sonnenrefler desselben, durch das undichte und nicht verhängte Fenster zu den Augen des Schläfers gelangend, ihn am nächsten Morgen mit der Sonne zugleich vom Lager empvrtreiben. Italienisches Blau wölbt - sich über ihm, Raphaels Schätze sind in jeder Stunde ihm erreichbar, morgenländische Gestalten werden ihm Modell stehen er ist in Rom, was fragt er nach, den kleinen Miseren' welche das Quartier der Signora Gala- nino mit sich bringen mag?

Auch daß der jüngste Range seiner Wirthin unmittelbar in seine Morgen­stimmung hineinpoltert, um gleich an Ort und Stelle den Sammetrock auszu­klopfen, däucht ihm originell und specifisch italienisch genug, um die kleine Unannehmlichkeit aufzuwiegen, daß der Staub seines Rockes nunmehr in sei­ner Luftröhre ein Unterkommen sucht.

Er entzieht sich der Thätigkeit des Juniors durch die Flucht -nach dem Cafe Greco, dem berühmten Sammelplatz der Künstler Roms. Rafaelo, der erste Bottega dieses Instituts, ist noch nicht aus den Federn und die Thüre hat sich deshalb noch nicht geöffnet. Berittene Milch- und Butterverkäufer, in Mänteln, die lange Pike kosakenartig in der Hand, galoppiren vorüber. Kleine Mädchen mit rothem Busto und goldnem Ohrgehäng holen Holzkohlen in leichten Henkeltöpfchen oder Körben. Ein dienender Bruder der Capucini der St. Maria della Cvncezione watet in seinen Sandalen durch die Bia Con- dotti, um seinen Sack mit den frischesten Lebensmitteln zu füllen, die er nach eigner Wahl den Landleuten auf Piazza Navona gratis abzunehmen pflegt.