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Die friesischen Uthlande in Schleswig.
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Die friesischen Whlmlde in Schleswig.

Zu den interessantesten Bewohnern der tranSalbingischen deutschen Grenz­ende, auf die setzt wieder einmal unsre Blicke fragend und hoffend gerichtet sind, geHort unstreitig das kleine Völkchen der Nordsriesen auf den Marschen und Inseln der Westküste von Schleswig, Sie'sind interessant schon darum, weil sie einst die Matrosen und Steuermänner der Flotte bilden werden, als deren einstigen Kriegshafen unsre Hoffnung auf Norddeutschlands Zukunft uns die kieler Föhrde erblicken läßt, Sie sind aber auch als die am nörd­lichsten wohnenden Deutschen von Interesse, und sie haben schon an sich mancherlei Eigenthümlichkeiten, die einen Blick auf ihr Land, ihre Geschichte und ihre Zustände verlohnen.

Ueber die von den Nordfriesen bewohnten Marschen haben unsreSchles­wig-Holsteinischen Briefe" einiges mitgetheilt. Hier haben wir es nur mit denNthlanden" d. h. mit den Inseln zu thun, >md zwar folgt der Verfasser darin nächst seinen eignen Anschauungen vorzüglich derChronik der friesischen Uthlande von C. P. Hansen" (Altona, 1836), deren Autor, Küster zu Keitum auf der Insel Sylt, zu den besten Kennern des Gegenstandes gehört, und in der genannten Schrift, freilich nicht in der besten Ordnung, eine große Masse werthvoller Details zusammengestellt hat.

Das alte NordfrieSland scheint nicht nur den ganzen Westen des heutigen Herzogthnms Schleswig bis an das Land der Angeln eingenommen, sondern auch mehre Meilen weiter nach Westen hin gereicht zu haben, wo jetzt während der Flut die See wogt und während der Ebbe die traurige Sumpfwelt der Watten sich streckt. Es gab eine Zeit, in welcher die Gewässer Frieslauds, einem allgemeinen Zuge im Meere, nämlich dem Elbstrome in der Nordsee folgend, in nordwestlicher Richtung sich in die See ergossen. Zwischen den Flüssen und Bächen lagen niedrige, meist sehr fruchtbare, durch Fluß oder Meer angeschwemmte Landstriche, theils Inseln, theils Halbinseln, die im äußersten Westen mit einer Kette von Sandsteinklippen endigten/ Als jedoch der britische Kanal von den eindringenden Wellen des atlantischen Meeres durchbrochen wurde, entstand ein doppelter Flutstrom, einer, der durch den so­genannten Trichter zwischen Norwegen und Schottland, und einer, der durch den englischen Kanal eindrang, und den vereinten Kräften konnte die Westküste der cimbrischen Halbinsel auf die Dauer nicht widerstehen. Sturmfluten aus Südwest wiederholten sich und zerrissen das Land. Der abfließende oder Ebbstrom war jetzt, da der Hauptstrom der Flut aus Südwest kam, gleichfalls nach Südwest gerichtet. Es öffnete» sich daher den Gewässern, svwol dem eindringenden Meere, als den herausdringenden Bächen und Flüssen vorzugs­weise südwestliche Wasserthore (Tufen oder Seegaaten) und das Land wurde