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Die Zollvereinsconferenz.
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Die Zollliereinsconsemiz.

Seit Mitte Juni tagt in Eisenach die Versammlung der Bevollmächtigten der Zollvereinsregiernngen, welcher außer den laufenden Geschäften mehre Be­schlüsse von großer Wichtigkeit für den Handel und die Industrie der Zoll- vereinsstaaten zur Erledigung vorliegen. Preußen.wiederholt seine früheren Anträge auf Herabsetzung der Eisenzolle und erfüllt gleichzeitig das auf der vorigen Conferenz mehren süddeutschen Staaten gegebene Versprechen, indem es eine Erhöhung der Eingangsabgaben für ausländischen Tabak und die Ein­führung einer Steuer auf den im Inland erzeugten vorschlägt.

Den Antrag auf Herabsetzung der Eisenzölle stellte Preußen schon 18öi> Die frühern Zölle waren am 1. September 18Li wegen drückender Concurrenz des englischen Eisens provisorisch sehr bedeutend, Roheisen, z. B. von S auf t» Sgr., erhöht worden und eS wurde damals vorbehalten, nach dem Wieder­eintreten der normalen Zustände auf die alten Sätze zurückzugehen. Aber dieselbe Erscheinung, welche überall nach der Einführung von Schutzzöllen eingetreten ist, hat sich auch hier wiederholt. Die Industrie, welche die Schutzzölle an­geblich verlangt, um in ihrer Entwicklung nicht durch die Concurrenz des Aus­landes gestört zu werden, und dieses Mittel zu bedürfen behauptet, um später nach ihrer Kräftigung der ausländischen Concurrenz die Spitze bieten zu können, will dieses Ziel nie erreicht haben und verlangt, l>Ud bequem geworden, die beständige Fortdauer oder gar Erhöhung des Schutzes, der nur vorüber­gehendes Bedürfniß sein sollte. Schon 183i> machte Prenßen darauf aufmerk­sam, daß die Hohofenprvducliou in der Periode von 18!i0 bis SA um ein Drittel größer fei, als 1841 bis -I8i3; daß damals die Prvduclion des Roh­eisens nur die Hälfte des Gesammtbedarfs vou L'/., Millionen Centnern, zur Zeit des Antrags dagegen ^/z des Gesammtbedarfs von 7 Millionen Cent­nern decke; daß der zu seiner Zeit für die Erhöhung des Zolls angeführte Grund, die Nothwendigkeit, den Werken den Uebergang vom Holzkohlen- zum Steinkohlenbetrieb zu erleichtern, jetzt, nachdem die inländischen Hütten diesen Vortheil zehn Jahre lang genossen, billigerweise nicht mehr angeführt werden könne, wenn man der Trägheit der Fabrikanten nicht eine Prämie geben wolle;,daß der Bedarf an Eisen für alle Fächer der Industrie so gestiegen sei, daß die einheimische Prvduclion trotz der ungewöhnlich raschen Entwicklung derselben ihm durchaus nicht mehr genüge und daß andere wichtige Industrie­zweige, namentlich die Landwirthschaft und der Maschinen- und Schiffsbau, die deö billigen Eisens dringend bedürften, nicht dem einen Zweige zu Gefallen ungebührlich zurückgesetzt werden dürften. Deshalb beantragte Preußen den Roheisenzoll von 10 Sgr. wieder auf den frühern Satz von ü Sgr. pro Cent­ner, für Locomotiv- und Dampfkessel von 6 Sgr. auf 3 Sgr., für geschmiedetes