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Die letzte englische Parlamentssession.
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Neigungen, die der Kaiser feinet innern Politik zu Liebe gefördert hatte, ver­wehrten ihm die äußere Politik in der Richtung, die er für nothwendig ge­halten, weiter zu verfolgen, und er mußte jetzt den Krieg zu einer Zeit been­digen, wo er lange noch nicht das erreicht hatte, was sein prahlerisches Pro­gramm einst verkündete.

England, das gegen eine Macht wie Rußland, dix nur dem Namen nach Seemacht ist, den Krieg nicht allein führen konnte, mußte sich den napoleo­nischen Wünschen fügen, und dem nur halb gedemüthigten Feind den Frieden gewährein Daß es Rußlands Umsichgreifen nicht noch engere Schranken setzte, war kein Fehler des englischen Ministeriums, und deshalb waren die Angriffe der Opposition auch nur matt. Sie bezogen sich auf Nebenfragen: auf das Ungenügende der von Rußland gegebenen Garantien, auf die unterlassene Unterstützung der Tscherkessen, auf die Vereinsamung, in welche der Bundes­genosse Sardinien nach der Beendigung des Kriegs in Italien Oestreich gegen­über blieb. Einigen Tadel erweckte auch die im Friedenstractat ausgesprochene Aufgebung des Durchsuchungsrechts, als die Seeherrschaft Englands beein­trächtigend eine Concession, die England den fortgeschrittenen Ideen der Zeit machte und die ihre Frucht tragen wird in dem Aufhören der instinct- mäßigen Opposition der Seemächte zweiten Ranges, die wegen dieses Nechls während aller Kriege sich geneigt zeigten, ein Bündniß gegen England zu schließen. Im Ganzen mußte aber auch die Opposition zugeben, daß der Friede allen billigen Erwartungen entspreche, uud die Dankadresse an die Königin ward in beiden Häusern ohne Abstimmung angenommen.

Die Differenzen mit Nordamerika find bereits in diesen Blättern ausführ­lich besprochen worden, und wir brauchen daher hier nicht darauf zurückzukom­men. Die Gefahr eines Kriegs mir den Vereinigten Staaten rief in dem eng­lischen Handelsstande, den so ausgedehnte und wichtige Interessen mit Amerika verbinden, äußerst lebhafte Besorgnisse hervor, und die Popularität deö Mi­nisteriums litt unter dem Verdacht, baß es eher geneigt sei, den Zwist zu schü­ren als beizulegen. Lord John Rüssel war der erste, der es versuchte, die Stimmung für sich auszubeuten, und trat als Hüter des freundschaftlichen Verhältnisses zwischen England und den Vereinigten Staaten auf. Er erreichte damit seinen Zweck, sich wieder politische Bedeutung zu geben, ebensowenig als durch seinen später vorgelegten Plan eines Erziehungssvstems, das im Hause vollständig Fiaöco machte. Ein irländisches Mitglied, Mr. Moore, versuchte alsdann nochmals, die Werbeangelegenheil und den Schutz, den Lord Palmer- ston den von der nordamerikanischen Regierung der Verletzung der Neutralitäts- gcsetze angeklagten englischen Gesandten, Mr. Crampton, hatte angebeihen lassen, zum Gegenstand eines Angriffs auf das Ministerium zu machen. Doch daS Glück, das diesem bei frühern Gelegenheiten zum Siege verholfen, begleitete es