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Aus Spanien.
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In Madrid ist die Nationalgarde entwaffnet, und in dem sonst immer unruhi­gen Barcelona hat der Generalcapitän Zapatero, ein Werkzeug der gegenwär­tigen Machthaber, die Ruhe zu erhalten gewußt. Dagegen hat sich General Falcon in Saragossa gegen die Negierung erklärt, und soll 16,000 Mann, ohne die Milizen, um sich versammelt haben. General Dulce ist mit 10,000 Mann gegen ihn ausgerückt, hat ihm aber S Tage Bedenkzeit gegeben, ein Beweis, daß er sich'zu schwach fühlt.

Die Sieger scheinen bis jetzl sehr gemäßigt aufzutreten. Der Belagerungs­zustand in Madrid ist wieder aufgehoben, die Zeitungen dürfen wieder erschei­nen und der Verkauf der Nationalgüter wurde am Tage nach der Unterdrückung des Aufstandcs fortgesetzt. Das Ministerium, welches O'Donnel ernannt hatte, enthielt zwar zwei progressiftische Namen, Luzuriciga und Bayarre; sie standen aber nur auf der Liste, um dem Staatsstreich das absolutistische Aussehen zu nehmen, denn beide waten gar nicht in Madrid und haben später die Porte­feuilles zurückgewiesen. Wie es heißt, besteht die Königin auf der Abschaf­fung des Gesetzes über den Verkauf der Klostergüter und soll deshalb schon mit O'Donnel in einem gespannten Verhältniß stehen. Die freisinnigen Be- theuerungen von Aufrechterhaltung der Verfassung und Versöhnung der Par­teien dürften wol nur Redensarten sein, um die noch vorhandene Aufregung zu beschwichtigen.

Literatur.

Theodor v. Schön. Einer der würdigsten Staatsmänner aus der guten' alten Zeit Preußens, der Staatsminister v. Schön, ist 83 Jahr alt auf seinem Gute Aruau bei Königsberg gestorben. Bis in seine letzten Tage hat er sich jene Geistesfrische, jenen lebendigen, glaubensvollen Jugei^dmuth bewahrt, der nur wenig Bevorzugten zu Theil wird. Mit gespannter Theilnahme verfolgte er die Schicksale seines Vaterlandes, in welche persönlich einzugreifen ihm leider versagt war. Jede Bewegung auf dem Gebiete der Literatur und Kunst, so wie des öffentlichen Lebens beobachtete er mit Eifer und Verständniß, und so schroff zu­weilen sein Urtheil war, so schwer es hielt, ihn von einer einmal vorgefaßten Mei­nung abzubringen, es finden sich in seinen zahlreichen Briefe» zuweilen die köst­lichsten Geistesblitze. Es waren keine weichen, schmiegsamen Männer, die Helden jener großen Zeit, denn etwas Despotismus liegt in jeder bestimmten energischen Natur. Es wäre sehr interessant, die Parallele zwischen Schön uud Stein weiter auszuführen. Wir müssen uns hier mit einigen Bemerkungen begnügen. Schön hatte die strenge philosophische Schule seiner Zeit durchgemacht; er dachte und han­delte durchweg nach Principien, so daß er zuweilen den Anschein des Doktrinaris­mus erweckte; Stein war in dieser Beziehung durchaus Naturalist; er wurde durch