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Zur Situation.
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die Bundesexecutiv» ankommen zu lassen. Dieser Weg ist a» sich einfach; er kann nnr dann Schwierigkeiten machen, wenn Preußen und Oestreich sich inzwischen ver­feinden. Wie man auch über die däiüsche Wirthschaft denken mag, in dem einen Punkte werden Frankreich, Schweden und vielleicht Rußland vollkommen einig sein, daß Preußen nur die vorbereitenden Schritte thut, um sich über kurz oder lang in den Besitz der Herzogtümer zu setzen. Aus diesem Grunde wird man sich auf die Seite Dänemarks' stellen, uud wird suchen diese Verwicklung gegen Deutschland auszubcntcu. Da es sich indeß nin eine innere Buudesangelegenhcit handelt, und da eS nicht blos dem theoretische» Recht, soudcru auch der europäi­schen Praxis entspricht, daß andre Mächte sich in solche innere Angelegenheit des Bundes nicht einmischen, so würde das Uebelwollen einiger europäischer Mächte erst dann eint Bedeutung crlaugeu, wenn die Uneinigkeit Preußens und Oestreichs dazn aufforderte. Die jämmerliche Becudiguug der schleswig-holsteinischen Angelegenheit im Jahre -1851 hatte doch schließlich nur dariu ihren Grund, daß Oestreich sich aus Seiten Dänemarks stellte, und für dasselbe selbst mit den Waffen einschritt. Bleiben Oestreich und Prenßeu iu dieser Angelegenheit einig, so wird sie wahr­scheinlich ohne große Verwicklungen uud selbst ohne Bnndescxecution erledigt werden. Dieselben Mächte, welche sonst für Dänemark pladire» würden, werden daun wahr­scheinlich Dänemark nöthigen, sich zu fügen, um Schlimmeres zu vermeiden.

In Wien sprechen übrigens starke Grüude dafür, in dieser Sache die deut­schen Interessen, die in der orientalischen bis zur Phrase herabsauken, zu verthei­digen. Mit Rußland verfeindet, mit England gespannt, von Italien gehaßt, geht Oestreich einer schweren Zeit entgegen. (5s muß deu Wunsch hegen, daß es sich auf Deutschland stützen löune, weuu es im Osten oder in Italien angegriffen wird. Es kann das nnr dadurch erreiche», daß es für Deutschland ein Herz zeigt. Die öffent­liche Meinung hat offenbar nicht Macht genug iu Deutschland, um deu Negic- rnugeu eine Politik des Kriegs auszulegen, sie hat aber Macht geuug, um eine Politik des Kriegs zu verhindern; sie wird, so lange sie nicht einsieht, das Oest­reichs Macht Deutschlands Macht ist, nicht daö geringste Interesse fühle», dem in Italien bedrohten Oestreich für sein Italien einzustehen. Und bis jetzt hat sie »och keine Ursache gehabt zu glauben, daß Oestreichs Macht Dentschlands Macht sei. Im Gegentheil, -1851 zeigte sich ander Eider, daß Oestreichs Macht Deutschlands Ohnmacht sei. Wenn Oestreich jetzt in Kopenhagen gesprochen hat, so hat es viel­leicht nnr dem Gebot der Ehre gehorcht, es ist vielleicht aber doch auch dem Ge­danke» gefolgt, sich anch mit andern deutschen Juteresse», als de»cu der Dvuau zu identificiren. Es würde dem Scharfblicke eines Staatsmannes, wie der Graf Buol unzweifelhaft ist, Ehre machen, auch in dieser Hinsicht Oestreich neue Wege zu führe».

Herausgegeben von Gustav Freyrag und Julian Schmidt.

Als veramworll. Redaclcnr legitunirn F. W. Grunvw. - Verlag vo» F. i.'. He rbig

in Leipzig.

Pnick von C. S, Elbert iu LelpM,