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leicht ansprechende, namentlich auch in der Höhe ungemein wohlklingende Stimme aus, so daß die materielle Wirkung aufs Ohr, da wo sie ihre Stimme frei gebrauchen konnte, besonders in der. glänzenden und für sie günstig gelegenen großen Arie im Elias, eine sehr günstige war. Leider war sie durch eine Erkältung schon von Anfang an sehr gehindert nnd diese nabin im Verlauf des Festes so sehr zu, daß man namentlich am letzten Tage nur bedauern konnte, daß sie ihrer Stimme solche Anstrengungen zumuthen mußte, ohne ein befriedigendes Resultat zu erreichen/ Diese ungünstigen Verhältnisse lassen über ihre Ausbildung als Sängerin vielleicht kein ganz sicheres Urtheil zu. Es war auffallend, daß sie den Ton nicht selten quetschte, daß sie ihn nicht fest einsetzte, sondern hinüberzog, daß sie salsch Athem holte, daß sie die Colo- raturen nicht frei und sicher machte, sondern verwischte und im Tempo zunehmend beschleunigte, daß sie bei so mancher Gelegenheit, ja Nöthigung dazu keinen Triller machte; .und ich fmchte, diese Ausstellungen kommen nicht alle auf Rechnung des Katarrhs: eine wahrhaft künstlerisch durchgebildete Sängerin hätte anch unter ungünstigen Umständen ihre Kunst unzweifelhaft erkennen lassen. Unverkennbar und nicht zu entschuldigen war es, daß Frl. Tietjens ihre Partien, die noch dazu einem Genre angehören, das ihr fremd ist, nicht vorher mit der gehörigen Sorgfalt einstudirt hatte. Man findet meistens, daß gründlich gebildete Künstler mit dem größten Fleiß stndircn, weil sie wissen, was es sagen will, eine Partie ganz und gar zu beherrschen, und wie nothwendig dies ist, um ein sicheres Gelingen zu verbürgen; wer sich ohne Noth auf die Eingebung des Augenblicks verläßt, zeigt dadurch in der Regel auch, daß er in seiner Ausbildung nicht' weit genug vorgeschritten ist, um die Schwierigkeiten der Sache und sein eignes Können richtig zu ermessen. Frl. TietjenS war in ihren Partien so wenig zu Hause, daß sie in den Proben noch mit dem Notenlesen und dem Takt recht ernst.'ch zu thun hatte und erst anfangen mußte zu lernen; es versteht sich von selbst, daß unter solchen Umständen bei der Aufführung auch von. geistiger Auffassung und freier Darstellung nicht die Rede sein konnte, sondern daß»di,e Sachen eben nur herauskamen, und wenn auch manche landläufige Sängereffecte von ihr nicht verfehlt wurden und ihre Wirkung beim Publicum nicht verfehlten, so spricht das immer nur für einen Grad von Routine, welches einer Bühnensängerin eben nicht hoch anzurechnen ist. Allein eine solche Nonchalance zeugt von wenig Achtung für die Kunst, für das Publicum und den eignen Ruf, und diese darf auch eine kaiserl. königliche Hofopernsängerin nicht ungestraft aus den Augen setzen.
Frau Hoffbauer hat eine Altstimme von seltener Schönheit und namentlich sind die tiefen Töne der eigentlichen Altregion von außerordentlich schönem Klang, auch die Höhe klingt gut; allein die verschiedenen Register