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Das dreiunddreißigste niederrheinische Musikfest in Düsseldorf, den 11., 12. und 13. Mai 1856 : an Dr. Julian Schmidt.
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und unermüdlichem Eifer stets bereit sind einzutreten und es zu einem Grad von«Sicherheit und Fertigkeit bringen, daß ihre Mitwirkung, da wo man nicht über großartige Mittel zu verfügen hat, stets dankenswert!) ist und'ihnen eine verdiente locale Autorität verschafft. Den Aufgaben und Anforderungen eines großen MusikfesteS zu genügen, ist er jetzt nicht mehr im Stande, und ein wirklicher Sänger kann er nie gewesen sein. Seine Stimmmittel hätten dazu wol ausgereicht, aber es fehlt ihm an künstlerischer Bildung. Man hört fast nur Gurgeltöne, sehr oft verkehrtes Athemholen und durchweg eine schlechte Aussprache, so daß das erste Element eines guten Gesanges, schöne Tonbildung, ihm mangelt; auch hat er, wie dies so oft Dilettanten geht, Unvollkommen- hciten und Fehler einer ungenügenden Bildung mit Vorliebe als vermeintliche Vorzüge gepflegt. Dahin gehört, offenbar als angebliches Attribut eines würdigen und kräftigen Vertrags, eine eigenthümliche Art von Martellato, das jeden Ton accentuirt und im Recitativ der neunten Symphonie den Zu­hörer die einzelnen Töne wie ebensoviele Stößt einer Locomotive empfinden ließ, wobei Hr. Dumont in der langen Phrase ans freuden (vollern) sogar nach n nicht blos absetzte, sondern pausirte und' erst nach den beiden Accorden des Orchesters K eintreten ließ! Schlimmer noch, oder wenigstens ebenso schlimm ist der Mangel an Geist und Geschmack im Vortrage Hrn. Dumouts, wie dies besonders in der Arie aus der Schöpfung und den Liedern hervortrat. Die Verbesserungen, welche Hr. Dumont Haydn gelegentlich zu Theil werden ließ, waren um so störender, je bekannter das Musikstück ist, die übertriebene Charakteristik der einzelnen Thiergattungen, das schmelzende Säuseln bei dem weidenden Rind und Schaf, waren arge Verstöße gegen den guten Geschmack; und so wurde auch Schuberts Wanderer in lauter einzelne contrastirende Effecte zerspalten. Die Wahl des marsch nerschen Liedes war, abgesehen von der trivialen Composition, schon des Tertes wegen ein Mißgriff. Ober finden Sie es angemessen, wenn bei einem Musikfest ein Mann auf die Tribune tritt und vor Tausenden singt:

Ja du bist mein, ja du bist mein! Ich wills dem blauen Himmel sagen, Ich wills der dunkeln Nacht vertrau».

Du sollst von Lieb und Lust umgeben, Ganz fühlen, daß du glücklich bist. Schließ mich in deine Arme ein. Ja du bist mein, und ewig mein!

Nehmen Sie es nicht als Mangel an Galanterie, daß ich zuletzt von den Damen rede, allein leider waren die Sängerinnen dies Mal nicht der Glanz­punkt des MusikfesteS. Frl. Tietjens zeichnet sich durch eine schöne, starke,