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Das dreiunddreißigste niederrheinische Musikfest in Düsseldorf, den 11., 12. und 13. Mai 1856 : an Dr. Julian Schmidt.
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richteten keinen erheblichen musikalischen Schaden an; als Opfer siel nur, wie im vorigen Jahr die gadesche Ouvertüre, so dies Mal der.erste Satz von Beethovens Tripelconcert, das vor dem unwiderstehlichen Crescendo eines hef­tigen Platzregens allmiilig völlig verschwand, so daß man die Künstler be­wundern mußte, die sich auch durch ein solches Accompagnement nicht aus der Fassung bringen ließen, Nebrigens war es eine wahre Wohlthat, daß man in der'langen Pause, welche sehr zweckmäßig die langen Concerte unterbricht, aus der Schwüle des Saales in den schönen großen Garten des Festlocals gehen und frische Luft schöpfen konnte, wenn gleich die Maitranksconsumtion nicht völlig so erheblich zu sein schien wie voriges Jahr. Am zweiten Pfingst- tag wurde dann auch die heitere Morgenconferenz auf dem Ananasberg nach­geholt, und. die Geistlichkeit, welche gegen die frühere Gewohnheit es durch­gesetzt hatte, daß die Generalprobe während der Kirchzeit ausgesetzt wurde, hatte dadurch wesentlich die gute Stimmung gefördert; denn es ist kaum zu sagen, wie sehr ein ungezwungenes Beisammensein im Freien, der mannig­fache Austausch der Gedanken und Ansichten,^ durch die Wechselude Begegnung stets neu angeregt, grade bei so gehäuften künstlerischen Genüssen erfrischt und erhebt. Auch nahm die äußere und innere Betheiligung sichtlich zu, die letzten Tage waren ungleich frequenter und belebter, als der erste. Die Zahl der anwesenden Nobilitäten war kaum so groß als im vorigen Jähr, allein auch so war an Musikdirektoren kein Mangel fühlbar.

Glücklicherweise sind alle diese Umstände, wenn sie. auch dazu beitragen, den Eindruck des Festes mehr oder weniger glänzend, heiter oder behaglich zu machen, doch nicht das, wodurch Wesen und Charakter desselben bestimmt wird. Denn zuletzt ist und bleibt es ein Musikfest, und die Wahl und Aus­führung der Kunstwerke gibt den Ausschlag; in dieser Hinsicht ist das Musik­fest, wie schon bemerkt, in allen wesentlichen Punkten zu völliger Befriedigung gelungen.

Als die beiden Grundpfeiler der Aufführungen hatte man Mend elssohns Elias und Beethovens nennte Symphonie mit Chören ausersehen, und mit dieser Wahl konnte man wohl zufrieden sein. Auffallenderweise ist der Elias bisher noch auf keinem niederrheinischen Mnsikfeste gegeben, und es war daher sehr angemessen, in die ohnehin beschränkte Zahl großer Oratorien, welche für derartige Aufführungen zur Frage kommen, ein Werk aufzunehmen, das in jeder Hinsicht gerechten Anspruch auf diese Auszeichnung hat. Eine eingehende Betrachtung des Oratoriums würde hier zu weit führen. Allein wenn man auch zugeben wird, daß im Elias wie im Paulus die Charakteristik des Trägers beider Kunstwerke die ganze Kraft und Energie dieser gewaltigen Männer/ wie die heilige Schrift sie darstellt, nicht erreicht, sondern wesentlich eine Seite ihres Wirkens, ihre glaubensstarke Zuversicht auf inbrünstiges