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Theater.
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zu stellen, bleibt daS Abschiedsgedicht Byrons, in welchem er sich vor seiner Gattin weinend in den Staub'wirft, ein schwer zu erklärender Umstand. Elise Schmidt hätte dieses Gedicht gradezu ignoriren können; statt dessen schildert sie in einer der Schlußscenen den Dichter, wie er es schreibt.Hier auf dem Grabe, allwo die Weide singt im Morgenschein, will ich mein letztversöhnend Wort Dir schreiben." Nun hatte nach der Neberzeugung der Dichterin die Lady nicht blos vollständig Unrecht, sondern sie fühlte auch, daß sie Unrecht habe, und betrachtet die Scheidung gewissermaßen als eine Strafe für sich selbst. Es ist also nicht recht zu begreifen, wie Byron dazu kommt, an diese Frau unter anderm folgendermaßen zu schreiben:

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I^nrae ibeii' >vn^ vvitlwut III« >vi>I, Indessen wollen wir von dieser unzeitigen Anspielung absehen und über den Thatbestand lediglich, wie ihn uns das Drama zeigt, ein Urtheil.zu fällen suchen. Byron spricht einmal den Gedanken der Dichterin aus:Auf diesem kleinen Raume sind Englands beste Menschen zusammengetrieben, Men^ schen, deren Dasein dem Schöpfer eine Freude war! Aber wie? O sehet die drei jammervollen Gestalten! Der eine in Verzweiflung, die andere in todtähnlicher Ohnmacht und der dritte in den Trunk getrieben durch den Hohn der Welt! Welt! Welt! Belohnst du so deine Genies?"Die Welt scheint uns diese Anklage nicht ganz zu verdienen. Wenn der Lustspieldichter Sheridan nicht so viel Anklang findet, als sein Talent verdient, so scheint uns das noch kein hinreichender Grund zu sein, sich alle Tage betrunken in der Gosse zu wälzen^ obgleich Byron später bemerkt:Londons wenige Weise 'Nüssen sich in Wein betrinken, um sich vor Gram über seine Thorheit nicht todt zu weinen!" Es .scheint uns auch nicht hinreichend motivirt, wenn eine junge Schauspielerin durch eine Kabale ausgezischt und von einer eifer­süchtigen Frau mit Schmähungen überhäuft wird, daß sie darüber den Verstand Verliert. Die Hauptsache bleibt Lord Byron selbst. Gegen seine Rechtfertigung hätten wir dreierlei einzuwenden: Einmal muß der Dichter neben seinem poetischen Talent auch noch ein Mann sein. Ein Mann soll sich nicht leicht?