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dem Meisterwerke Michel Angelos; in den vier Nischen der Pfeiler befinden sich kolossale Figuren verschiedener Heiligen, über diesen in Mosaik die vier Evangelisten, und um das ungeheure Gewölbe laust in Riesenschrift auf Goldgrund: ^'u es ?etrus et super pstram wam asctifiokdo eoelesimn meam, und die Galerie, auf der die zufällig anwesenden Leute wie kleine Zwerge erschienen. Darüber noch andere Mosaiken und endlich schließt dieser Wunderbau sich in der Laterne. Darunter nicht ganz in der Mitte befindet sich der Hauptaltar mit der Tumba, in welcher die Neste der Apostel Peter und Paul ruhen. An diesem Altar lesen nur der Papst und Cardinäle bei hohen Festen die Messe. Ueber dem Altar, dessen Platte aus einem einzigen ungeheuren Marmorstück besteht, wölbt sich der bronzene Tabernakel mit enormen gewundenen Säulen, mit Laub und Arabesken geziert, reich vergoldet, zu dessen Anfertigung Urban Vlll. das Erz von dem Porticus und der inneren Decke des Pantheon nehmen ließ. Vor dem Altar geht eine Doppeltreppe zur Tumba herab, die mit den unterirdischen Grotten in Verbindung steht, das Ganze ist von einer Ballustrade, mit prächtigen Steinarten bekleidet, umgeben, und hier brennen Jahr aus Jahr ein 12Ä Lampen. An der Bronzethür der Tumba kniet PiuS VI., eine recht schöne Statue Canovas. Die ganze Ballustrade ist von andächtig Betenden förmlich belagert, so daß man Mühe hatte, einen Blick in diese Räume zu werfen. Dann durchwandelten wir die verschiedenen Schiffe und Seitenkapellen, wo überall prächtige Mosaikgemälde, so die Transfiguration Rafaels, den Erzengel Michael im Kamps mit dem Satan von Guido Rcni, die Communion des heiligen Hieronymus von Domenichino, und Grabmäler der Päpste, und in der letzten Kapelle am Eingange die berühmte Picta von Michel Angelo sich befinden. So sehr mir der Leichnam des auf dem Schoße der Maria liegenden Christus gefiel, so wenig konnte mir die Stellung und der Ausdruck der Mutter gefallen, mir hatte die ganze Haltung etwas sehr Unnatürliches; die Beleuchtung dieser Gruppe ist übrigens eine so mangelchaste, daß sie wol eine andere Aufstellung verdiente. Ganz eigen aber berührte mich in dieser enormen Kirche das verschiedenartige Treiben; hier kamen Landleute, die womöglich vor jeder Kapelle niederkmeten und Wände und Stufen küßten, da kamen vornehme Damen in eifrigem Gespräch mit den sie begleitenden Herren, so im Vorübergehen sich bekreuzend, d.ort wieder die verschiedensten Mönchsorden, die geistlichen Collegien in langen rothen, weißen, schwarzen Priestergewändern, da wieder eine Amme mit dem Säugling auf dem Arme, der laut seine Stimme erschallen ließ und nur erst nach Darreichung der Brust sich beruhigte.. Zwischen allem diesem Treiben fehlte es auch nicht an großen und kleinen Hunden, die diese Kirche zu ihrem Tummelplatz auscrsahen, Engländer mit ihren langlockigen Damen, in ihren Reisehandbüchern eifrig studirend und rücksichtslos schreiend, in den Beichtstühlen Priester, mit den Vorübergehenden