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Erster Eindruck Roms.
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genommen und so langen wir nach 8 Uhr an der Porta Cavallegiri Roms an. Hier gab es nun unangenehmen Zeitaufenthalt mit Paß- und Visitations­angelegenheiten und so ständen wir eine gute Zeit an den Pforten dieser Welt­stadt, die sich erst nach Verabreichung drei stipulirter Scudis öffneten. Wir fuhren durch ein paar winklige kleine Straßen, als wir plötzlich zur Linken große Säulenreihen, durch Lampen erhellt, sahen, und durch diese durch große prächtig sprudelnde Fontainen; ,,Herr Gott, das ist ja der Peteröplatz," er­scholl es aus einem Munde. Dann ging es eine lange, breite Straße ent­lang, und bald gab es ein zweites Kunstwerk zu bewundern; wir fuhren an der Engelsburg vorbei, welche selbst in diesem feuchten Nachthimmel sich mäch­tig präsentirte, über die Tiber, verschiedene Straßen entlang, an Obelisken unv Säulen, Kirchen und großen Palästen vorüber. Die Straßen aber alle todt und öde, in einzelnen Caf^S wenige Gäste; und nachdem wir an ver­schiedenen Hotels vorgefahren, aber nirgend Zimmer bekommen, fanden wir endlich am spanischen Platze im Hotel de l'Europe im vierten Stock noch leid­liches Unterkommen. Als wir dann beim Souper unsern Feldzug für den morgenden Tag beriethen, ertönte von der Straße heraus Gesang, wir eilen ans Fenster, eine Brüderschaft bestattet einen Todten, die langen weißen, ver­kappten Gestalten, Kerzen haltend, Gebete absingend, tragen im offnen Sarge ein junges Mädchen, voran ein Geistlicher mit Chorknaben, das Crucifix ragt über den Zug empor; so biegt der Cvnduct in ziemlich schnellem Schritt in eine Straße ein. In solcher Regennacht^ machte dies einen gar unheimlichen Eindruck.

Am andern Tage wurden wir durch die Bedienten vom Platz veranlaßt, die sirtinischc Kapelle auszusuchen, wo der Papst mit sämmtlichen Cardinälen heute ein besonderes Kirchenfest feierte. Da zu den Ceremonien in dieser Ka­pelle man im schwarzen Frack erscheinen muß, so änderten wir schleunigst unsre Toilette und fuhren durch enge winklige Straßen, an der Engelsburg vorüber, zu den prächtigen Kolonnaden des Petersplatzeö, wo die Schweizer standen, meist große, schöne Männer, in altdeutscher Tracht mit langen Hellebarden; wir gehen einen langen Gang an der Statue Konstantins des Großen vorbei, steigen die prächtige, mit Säulen gezierte, oben schmaler werdende Treppe (ein Kunststück des Bernini) hinaus und gelangen in die Sala regia. Dieser große, prächtige, mit schönem Marmvrfußboden getäfelte Saal ist mit reicher Stucca- tur an Decke und Wänden, großen Fresken von Vasari und Zuccari'geschmückt. Hier hatte sich eine große Anzahl Herren und Damen schon versammelt; letztere meistens Fremde, worunter viele ausgezeichnet schöne Gesichter, waren in schwarzer, feinster Toilette, mit einem schwarzen Spitzenschleier, der auf der Brust zusammeugcsteckt ist, sehr malerisch anzusehen. Die dienstthuenden päpst­lichen Kammerherren erscheinen, in schwarzer spanischer Tracht, ganz wie der