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Pariser Brief.
Der pariser Congreß ist nahe am Ende seiner Laufbahn angekommen und es stellt sich schon jetzt heraus, was wir in unsrem jüngsten Schreiben gesagt, daß der Friede, dem wir entgegensehen, die größte Wahlverwandtschaft mit dem Kriege haben werde, der ihm vorausgegangen war. Dies wird dem Leser noch deutlicher werden, wenn wir den Stand der Verhandlungen betrachten, insofern sich dieselben auf Fragen beziehen, die nicht unmittelbar Gegenstand des Friedensvertrages sind. Dies gibt uns zugleich Gelegenheit, unsrem Versprechen nachzukommen und unsern Lesern auseinanderzusetzen, so gut dies jetzt schon thunlich ist, was im Interesse Sardiniens und Italiens versucht wurde.
Sowob- Frankreich als England haben den Wunsch, ihren tapfern Bundesgenossen zu belohnen und Italien ihre Sympathien zu bezeigen, und sie würden ihren Willen auch sofort bethätigt haben, wenn nicht selbst in dem beschrankten Kreise, den man sich im vorhineinausgesteckt hatte, Oestreich und der Papst als ebenso begreifliche wie natürliche Hindernisse aufgetreten wären. England, wie sich das erwarten ließ, zeigte sich bereitwillig, über die Rücksichten hinauszugehen, welche die päpstliche Herrschaft Frankreich empfiehlt. Es wollte dem Papst die Legationen einfach weggenommen und dem Königreich Sardinien hinzugefügt wissen. Die Gründe, welche für diese Veränderung geltend gemacht wurden, sind plausibel genug. Der Papst, so sagte England, sei nicht im Stande, dies hat die Erfahrung gelehrt, die Legationen gehörig zu regieren und die östreichsche Besetzung derselben, welche beiden Westmächten gleich unangenehm ist, könnte sofort aufhören. Die fortwährenden Bestrebungen der Bevölkerung in, den Legationen nach freiheitlichen Institutionen würden in dem constitntiönellen Regime Sardiniens Genugthuung finden und Mazzini, überhaupt die Revolution, eine große Anzahl von Anhängern verlieren. Es wäre genau zu erwägen, meinte Lord Clarendon, daß, wenn Sardinien ohne Vortheil aus diesem Kampfe hervorginge, dies genügen würbe, die revolutionäre Partei in Italien, welche gegen den Anschluß Piemonts an die Westmächte gearbeitet hatte, in den Augen des Landes zu heben.
In dieser factischen Auseinandersetzung sortfahrend fügen wir hinzu, daß Graf Walewski Frankreichs Sympathien für Italien in sehr warmen Worten ausdrückte, so wie auch die Bereitwilligkeit, dieselben zu bethätigen. Die von England vorgeschlagene Veränderung wurde jedoch kurzweg zurückgewiesen. Die Ursache liegt nahe. Der Kaiser hatte seit Monaten am päpstlichen Hofe arbeiten lassen, um den heiligen Vater zur Uebernahme der Taufpathenstelle beim Kinde des Kaisers zu bewegen. Dieser hatte kurz vor dem Zusammentritt des Congresses oder gleichzeitig mit demselben eingewilligt, obgleich auf eine für Frankreich demüthigende Weise, indem der Papst nicht selbst' nach Paris zu