> 37»
So große Vorzüge rechtfertigen gewiß den Erfolg, den die ersten Bände seiner Geschichte davongetragen; aber jeder ungewöhnliche Erfolg ruft auch eine Reaction hervor, man schämt sich allmälig der blinden Schwärmerei, und ist um so schärfer in der nachträglichen Kritik, je weniger man sie früher für nöthig hielt. Sofort nach dem Erscheinen der beiden folgenden Bände wurden in England Stimmen deS Tadels laut, die nicht nur auf die nicht abzuleugnenden Schwächen hindeuteten, sondern die den jungen Ruhm des Geschichtschreibers in seinen Grundfesten zu erschüttern suchten. Diese Kritik scheint auch vielen Anklang in Deutschland zu finden, obgleich wir überzeugt sind, daß der gesunde Sinn der Menge sich dadurch nicht wird irreil lassen. Ganz unberechtigt ist der Neid seiner Fachgenofsen, welche gegen die künstlerische Behandlung eines wissenschaftlichen Stoffs Protestiren. Mit dieser Kritik drücken sie nichts weiter aus, alS den Mangel ihreS eignen Talents; denn jedes Geschichtswcrk soll nicht nur ein wissenschaftliches, sondern auch ein Kunstwerk sein. Begründeter ist der Tadel gegen die zu große Breite der Sprache, und man ist um so mehr im Recht, diesen Umstand hervorzuheben, da man früher bei der gerechten Bewunderung des Ganzen auch die schwachen Seiten für mustergiltig erklärte. Die Breite liegt nicht blos in der Ausführlichkeit der Erzählung. Wenn für uns Deutsche, denen der Gegenstand ferner liegt, und die wir an einer prägnanten Darstellung überhaupt mehr Geschmack finden, mitunter zu viel Ncbennmstände angeführt werden, so kann das doch auf die Engländer keine Anwendung finden, für die das Buch zunächst bestimmt ist; die Breite liegt vielmehr zum Theil in der eigenthümlichen Satzbildung, die etwaö Juristisches hat, die, um ja keinen Zweifel über den Sinn der Worte zu lassen, häusig wiederholt und alle Abkürzungen durch Beziehungsbegriffc verschmäht. Dieser Tadel trifft diejenigen Stellen nicht, wo der Redner in Fener gcräth; aber in der ruhigen Darstellung hätte er allerdings durch geschicktere Gruppirung der Sätze häusig kürzer und gedrängter sein können. — Diesen nicht abzuleugnenden Fehler in der Form könnte man bei so vielen Vorzügen gern hinnehmen; dagegen ist eö zu bedauern, daß Macaulay einem dritten Tadel Raum gegeben hat. Auch bei dem gewissenhaftesten und gründlichsten Geschichtschreiber wird eö vorkommen, daß er in einzelne Irrthümer verfällt,' denn bei der Geschichtschreibung läßt eö sich nicht so machen wie beim Proceß, daß man erst alle Actenstücke abwartet, ehe man den Spruch fällt. Die frühern Bände haben viele Entgegnungen hervorgerufen, und einige derselben sind unzweifelhaft begründet. So ist es namentlich erwiesen, daß sich Macaulay zu einem der schlimmsten Vorwürfe, die er Penn macht, durch eine Namens- vcrwechSlung hat verleiten lassen. So etwas kann vorkommen, aber eö ist alsdann die Pflicht des Geschichtschreibers, seinen Irrthum zurückzunehmen. Das hat Macaulay nicht gethan. Er kommt auch in diesen Bänden wieder aus
i8*