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clave, Medici und Madrucci, anempfohlen hatte. Gegen diese Wahl vereinigten sich Farnese, Este, Ssorza und bald auch andre. Die ersteren für ihn aus dem Grunde, weil sie in dem vorangegangenen Conclave Ercludenten des Sirlcto gewesen waren, uud es eine Conclavemarime ist, in einem solchen Falle ein Jn- cludcnt zu werden; die letztern gegen ihn veranlaßt durch die Ueberzeugung, daß Sirleto — wenngleich ein Mann von Herzensgüte und Gelehrsamkeit — den Ne- gierungsgeschästen unter den damaligen schwierigen Umständen nicht gewachsen wäre. Dann war er auch durch Neigung und Interessen eng verbunden mit dem Cardinal Como, der neunzehn Jahre lang — unter Piuö IV. und Gregor XIII. — als Staatssecretär die Leitung der Geschäfte in Händen gehabt und allen Cardinälen Anlaß zu Mißvergnügen gegeben hatte. Seine Stellung wäre die frühere geworden, wenn Sirleto Papst geworden wäre.
Altemps hatte die Unterhandlungen für Sirleto mit einiger Ueberstürzung geführt, so daß seine eignen Freunde ihn in dem Verdacht hatten, es sei seine Absicht nur gewesen, dem Sirleto seinen guten Willen zu zeigen, seine wirklichen Bemühungen aber für den Cardinal Ferrerio, seinen Verwandten und intimen Freund aufzusparen, für den ihm auch Este und Farnese ihre Unterstützung zugesagt hatten. Zu derselben Zeit war von San Sisto eine Praktik für den^Cardinal Castagna eingeleitet worden. Dieser, wenngleich durch Geburt und Eigenschaften hochstehend in der öffentlichen Meinung, erlangte als junger, erst seit kurzem ins Kollegium getretener Cardinal nicht die Zustimmung der ältern. Erst im folgenden Conclave fiel die Wahl auf ihn. Eine von Medici ziemlich matt geführte Unterhandlung für Savello führte ebenfalls zu keinem Resultate. Colonna und CesiS, offene Gegner des Savello, erklärten dem Medici, daß sie sich von ihm lossagen würden, wenn er auf seiner Absicht bestände.
Unterdessen hatte Farnese mit aller ihm eignen Energie und Conclave- praris zu Gunsten des Cardinal Torres eine Operation eingeleitet, deren glücklicher Ausgang seine eignen Interessen mächtig gefördert haben würde. Este und San Sisto hatten dem Farnese ihren Beistand sür ihn zugesagt. Torres war jedoch nicht in Rom, ein Umstand, der es allein verschuldete, daß von ihm nicht gleich anfangs die Rede gewesen war. Da er von Tage zu Tage erwartet wurde, so beschlossen seine drei Jncludenten, bis zu seiner Ankunft alles aufzubieten, um das Conclave hinzuziehn und die Zwischenzeit zur Werbung neuer Parteien zu benutzen. Glückte die Verzögerung, so bot der Eintritt des Candidaten eine außerordentlich günstige Gelegenheit, durch einen schnellen und unerwarteten Schlag die Entscheidung für ihn herbeizuführen. Bei der Ankunft eines Nachzüglers versammeln sich nämlich sämmtliche Cardinäle zu seiner Begrüßung; die in das Geheimniß Eingeweihten hätten im Augenblick des Eintritts daS „Evviva" gerufen und durch ihre Zahl und ihren