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Operation kann nicht in einer einzigen Colonne ausgeführt werden; vielmehr erheischen es die Gesetze der strategischen Dynamik, daß die betreffenden Kräfte eine gewisse Breitenauödehnung einnehmen. Die kunstgerechte Bezeichnung für diesen letzteren Begriff ist Fronte. Daß man im taktischen Sinne (auf dem Schlachtfelde) eine Fronte herstellt, indem man seine Streitmacht senkrecht auf die eigne Angriffsrichtung oder auf die des Feindes, nebeneinander in linearer Form, entwickelt, weiß jedermann; weniger geläufig indeß ist die Vorstellung, daß die Nothwendigkeit, auf jedwedem Schlachtfelde Fronte zu formtreu zugleich die Bedingung des Marschirens in mehrern Cvlonnen nebeneinander enthält, indem anderen Falles der Aufmarsch zu viel Zeit hinwegnehmen würde. (Daß diese Regel, wie eine jede andere, ihre Ausnahmen hat, versteht sich von selbst.) Zu dieser lediglich die Bereitschaft für taktische Entscheidungen: Schlachten, Treffen, Gefechte, betreffenden Rücksicht tritt eine andere, nicht minder bedeutende, auf die Verpflegung Bezug nehmende. Es ist leicht faßlich, daß eine Streitmasse,. welche in einer einzigen Colonne marschiren würde, direct nur in linearer, also geringster Dimension das durchzogene Land in Contribution setzen könnte, und die Queue der Heersäule auf das angewiesen wäre, waö Töte , und Centrum übriggelassen, ein Quantum, welches sich in vielen Fällen auf nichts reduciren dürfte. Marschirt dieselbe Streitmacht dagegen in mehrcrn Cvlonnen nebeneinander, so setzt sie uutcr allen Umständen eine Fläche in die Nothwendigkeit, ihr den Bedarf cm Lebensmitteln für Menschen und Pserde zu liefern, und die Queue kommt weniger in den Fall, infolge des Verbrauchs der Spitze und der Mitte, Mangel zu leiden, weil jede Colonne verhältnißmäßig kurz ist. — Hierzu treten noch andere Umstände und Verhältnisse, welche in den ununterbrochenen Beziehungen, die eine operirende Truppenmasse mit ihrer rückgelegenen Basis zu erhalten hat, ihren Ausgangspunkt finden. Gelänge es nämlich dem Feind, diese rückwärtige Verbindung aufzuheben, mit anderen Worten, die Operationö- kräfte von der Basis abzuschneiden, so würden diese sich in der Verlegenheit befinden, so lange als sie die fragliche Communication nicht wiedergewonnen, alleS dessen entbehren zu müssen, was sie im Wege der Contributioneu nicht beizutrciben vermögen, weil es sich auf dem fraglichen Flächenraum nicht vorfindet, also im Besonderen Munition und Kriegsmaterial aller Art, den nachgesandten Ersatz an Mannschaften, Pferden u. f. w. Eine solche Lage ist unter allen Umständen eine Äußerst peinliche, auch wenn sie sich blos auf einige Tage beschränkt; gefährlich wird sie, je nach dem numerischen Verhältnisse, in welchem die feindlichen Massen, welche die Unterbrechung unsrer Verbindung mit der Basis bewirkten, zu den diesseitigen OperationStruppeu stehen, und zwar darum, weil die Wahrscheinlichkeit, die Communication wiederzugewinnen, in umgekehrter Proportion zu ihm steht, oder mit anderen Wor-