Beitrag 
Mozarts Leben.
Seite
49
Einzelbild herunterladen
 

4!>

kam, ein Dintendolken entfallen, aber er war gleich entschlossen, fnhr mit der flachen Hand darüber hin, und wischte es auseinander, und schrieb wieder darauf fort), wir lachten anfänglich über dieses scheinbare xulim-rtnias. aber der Papa fieng' hernach seine Betrachtungen über die Hauptsache, -über die Noten, über die eomposMon an, er hing lange Zeit steif mit seiner Betrach­tung an dem Blatte, endlich fielen zwei Thränen, Thränen der Bewunderung und Freude aus seinen Augen. Sehen Sie, Hr. Schachtner, sagte er, wie alles richtig und regelmäßig gesetzt ist, nur ists nicht zu brauchen, weil es so außerordentlich schwer ist, daß es kein Mensch zu spielen im Stande wäre. Der Wolfgangerl fiel ein: Drum ists ein Loneert, man muß so lange exer- eieren bis man es treffen kann, sehen Sie, so muß es gehn. Er spielte, konnte aber auch just soviel herausbringen, daß wir kennen konnten,' wo er aus wollte. Er hatte damals den Begrif, daß Coneert spielen und Mirakel wirken einerley sein müsse." Noch Eins."

Gnädige Frau! Sie wissen sich zu erinnern, daß ich eine sehr gute Geige habe, die weiland Wolfgangerl wegen ihrem sanften und vollen Ton immer Buttergcige nannte. Einsmals, bald nachdem Sie von Wien zurück­kamen, geigte er daraus und konnte meine Geige nicht genug loben; nach ein oder zween Tagen kam ich wieder ihn zu besuchen, und traf ihn als er sich eben mit seiner eigenen Geige unterhielt an, sogleich sprach er: Was macht Ihre Buttergcige? geigte dann wieder in seiner Phantasie fort, endlich dachte er ein bischen nach, und sagte zu mir: Hr. Schachtner, Ihre Geige ist um einen halben Viertelton tiefcr gestimmt als meine da, wenn Sie sie doch so gestimmt ließen, wie sie war, als ich das lctztemal darauf spielte. Ich lachte darüber, aber Papa, der das außerordentliche Tönegefühl und Gedächtniß dieses Kindes kannte, bat mich meine Geige zu hohlen, und zu sehen, ob er recht hätte. Ich thats, und richtig wars."

Einige Zeit vor diesem, die nächsten Tage, als Sie von Wien zurück­kamen, und Wolfgang eine kleine Geige, die er als Geschenk zu Wien kriegte, mitbrachte, kam unser ehemalige sehr gute Geiger Hr. Wentzl secl., der ein Anfänger in der Composition war, er brachte 6 Irio mit, die er in Abwesen­heit des Hrn. Papa verfertigt hatte, und bat Hrn. Papa um seine Erinnerung hierüber. Wir spielten diese Irio, und Papa spielte mit der Viol-r den Baß, der Wentzl das erste Violin, und ich sollte das zweite spielen. Wolfgangerl bat, daß er das zweite Violin spielen dörfte, der Papa aber verwieß ihm seine närrische Bitte, weil er noch nicht die geringste Anweisung in der Violin hatte, und Papa glaubte, daß er nicht im mindesten zu leisten im Stande wäre"). Wolfgang sagte: Um ein zweites Violin zu spielen braucht es ja-

*) ES kann kein Zweifel sein, daß er sich schon früher ans der Geige versucht habe, Grenzlwte». I. -I8Ü0. 7