350
' ' ' ' . '
bietet uns Finnland, um uns in den Kampf hineinzuziehen. Wenn die Stürme
um mich herumtoben, kann ich nicht neutral bleiben; aber noch ist unsere
Wahl frei, eö hängt vom Kaiser Alerander ab, sie zu bestimmen. Wenn er
mein aufrichtiger Freund (6g Lasur vt l'äm-z) sein will, so sind die Geschicke
Europas in unsern Händen." Alerander schrieb dem Kronprinzen eigenhändig,
er wolle sein aufrichtiger Freund sein. So wurde der erste Grundstein zur
Politik von -18-12 gelegt.
Der zweite Grundstein dieser Politik war das System, welches Norwegen für Schweden bestimmte, als Ersatz für Finnland, dessen ungestörter Besitz von Schweden selbst Rußland garantirt werden sollte. Finnland war für Schweden turch die Fehler Gustavs IV. verloren; Bernadotte mußte, um seine Dynastie zu befestigen, darauf denken, dem Lande für diesen Verlust eine Entschädigung zu verschaffen.
Noch aber hatte Bernadotte die Allianz mit Rußland nicht abgeschlossen; er unterhandelte nur mit Nußland. Noch im Januar -18-11 machte er Napoleon dieselben Anerbietungen wie dem Kaiser Alerander; er bot ihm für Norwegen seine Dienste an. Aber Napoleon setzte alle Rücksichten gegen ihn auö den Augen; bald drohte er, ihm sein Wohlwollen zu entziehen, ohne das er nicht bestehen könne, bald wies er seine Anerbietungen zurück und ließ ihm verachtende Noten zu- fertigen. Freilich konnte Napoleon Norwegen dem Könige von Dänemark, seinem frühern Alliirten, nicht nehmen. Bernadotte wollte sich inzwischen mit dem Biöthum Throndjem, der alten schwedischen Grenze, begnügen, um wenigstens eine Grenze gegen Norwegen zu haben. Er wünschte ferner, daß Pommern, damals ein Besitzthum Schwedens, unter die Rheinbundsstaaten aufgenommen werde, um auf diese Weise das Band zwischen Schweden und Frankreich enger zu knüpfen. Napoleon, um das Bündniß Schwedens mit Rußland zu vereiteln, bot nunmehr Bernadotte Finnland; aber er verweigerte die von Bernadotte geforderten Garantien und Subsidien, und die betreffenden Unterhandlungen blieben daher ohne Resultat.
Seit dem August -I8-I-I erwartete Bernadotte nichts mehr von Frankreich, der Beistand Englands und Rußlands schien ihm sicherer. Im October -I-Z-U ließ der Gras Armfelt, ein Schwede von Geburt, der in russischen Diensten stand, in Stockholm einen Plan überreichen, nach welchem zwischen Rußland und der Türkei der Friede vermittelt, zwischen Rußland, Schweden und England eine sechste Cvalition gegen Frankreich geschlossen werden, Finnland bei Rußland bleiben und Norwegen an Schweden fallen sollte. Der Plan kam zur Kenntniß des französischen Gesandten in Stockholm und im Januar -18-12 besetzten plötzlich französische Truppen Schwedisch-Pommern. Als Bernadotte die Nachricht erhielt, rief er aus: „Man wirft mir den Handschuh hin, ich nehme ihn auf!" Sofort sendete er den Grasen Löwenhclm nach Petersburg,