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Herr Laurenz Hannibal Fischer.
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werthe Thätigkeit erlangt zu haben, nimmt keine Rücksicht auf das Verbot. Natürlich wird er von der oldenburgischen Regierung des Dienstes entlassen, es bleibt ihm aber eine Pension von 1200 Thalern. Er findet das ungerecht und protestirt dagegen. Er kommt in Bremen an, kann sich aber wieder nicht damit begnügen, den ihm ertheilten Auftrag gehorsam zu erfüllen, sondern besteht darauf, über die Verwendnng der deutschen Flotte der Bundesversamm­lung seine eignen Ansichten zu insinuiren, deren Haupttendenz ist, eine Corvette in die Elbe, eine in die Weser zu legen, die übrigen Schiffe gemüthlich zur Hälfte an Preußen, zur Hälfte an Oestreich zu schenken. Für dieses Project wird er so heiß, daß er wieder seinen Posten verläßt und in den norddeutschen Hauptstädten herumreist, um andre Stimmen dafür zu erwerben. Natürlich miß­lingt ihm dies überall und auch die Bundesversammlung wird mit ihm unzufrieden. In Bremen hat er jede Art Noth, eine Schiffsbeschrcibung für die Versteige­rung zu erhalten. Er selbst versteht uichts vou Schiffen, die Techniker wollen diese Beschreibung nicht machen; der Admiral Brommy verweigert die Uebersetzung derselben ins, Französische und Englische, er verklagt den Admiral. Der Bundestagsausschuß gibt ihm Unrecht. Er will die Marinerechnung in Bausch und Bogen abmachen, der Bundestag antwortet ihm, er habe sich um nichts zu bekümmern, als um den Verkauf,der Schiffe. Allgemeiner Haß wird ihm zu Theil. Bei dem Gericht in Bremen muß er im öffentlichen Vorzimmer unter Matrosen, Handwerksburschen und ihren Damen warten. Das thut ihm, demRepräsentanten der höchsten Behörde Deutschlands," bitterlich weh. Bei der Uebergabe der sechs Korvetten muß er sich zur Sicherung gegen per­sönliche Mißhandlungen unter den Schutz der englischen Flagge flüchten. Er klagt sehr über das schlechte Benehmen der Menschen gegen ihn.Die per­sönlichen Insolenzen, denen ich von allen Classen, selbst einer ministeriellen Persönlichkeit, wegen dieses unpopulären Geschäfts ausgesetzt war, kannten keine Grenze. Drei Tage war mir der Genuß warmer Speise versagt, weil mich kein Restaurateur aufnehmen wollte. Am Abend, wo die letzten untern Schiffsoffiziere, Zahlmeister u. dgl. entlassen worden waren und diesen Abschied in einer nächtlichen Orgie, man kann denken mit welchen patriotischen Trink- sprüchen feierten, überfielen mich vier dieser bis zur Bestialität betrunkenen Seehelden an meinem in demselben Hotel befindlichen Schlafzimmer, versuchten meine Thüre zu sprengen und versetzten mich in eine Lage der Nothwehr, daß ich, entblößt von jeder andern Waffe, kein anderes Rettungömittel in Aussicht zu nehmen wußte, als mich mit einer eisernen Ofenhacke neben die Thür zu stellen, mit dem Vorsatze, den ersten durch die gesprengte Thür Eintretenden vor den Schädel zu schlagen. Zum Glück befreite mich der Wirth durch seine Dazwischenkunst von diesen im unverkennbaren Zustand der Unzurechnungs- lähigkeit sich befindenden Unholden. Welche Situation für einen so bejahrten