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Klaus Groth und Otto Speckter : aus Hamburg.
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scheint uns unleugbar; aber im Ganzen hat er eine glückliche Selbstbeherr­schung eingehalten und doch dabei die Aufgabe, dem Dichter in die Individuali­tät von Land und Volk resolut nachzufolgen, mit Glück gelöst. Die Vignette zur Lootsentochter, die fünfte zu Peter Kunrad, sind ihm z. B. landschaftlich besonders gelungen, die zum Fischer steht neben dem grothschen Gedicht fast zu gleichberechtigt, aber überaus liebenswürdig da. Es wird wenig geistreichere und tüchtigere Arbeiten in unsrer ganzen Jllustrationenliteratur geben als das lustige Frontispiz zu denPriameln" undRimeln", ist das eine von den Stellen, wo der Illustrator, was ihm selten vergönnt wird, sich, und mit Recht, erlaubt hat, den eigenthümlichen Geist einer ganzen Species, mit der er sichS recht behaglich machen will, einmal zusammenzufassen und im Großen zu con- sumiren. Der wohlbejahrte Schalk, der aus dem wunderlich hieroglyphirten Fenster herausschaut, trägt das Behagen des Künstlers, der ihn nachschuf, auf der Stirn.

Unserm Künstler Schritt vor Schritt nachgehen hieße die Geduld der Leser erschöpfen und ihnen eine eigenthümliche Freude, wenn auch nur zum tausendsten Theil, vorwegnehmen. Wir würden aber unsrer Aufgabe nicht nachkommen, wollten wir die Vignette zurletzten Fehde" übergehen, in der Speckter noch mehr als in den vorhergehenden eine historische Aufgabe, an der gewiß viele gescheitert wären, mit wahrer Genialität gelöst hat. Hier ist eine große historische Composition einfach auseinandergelegt: in der Mitte die Unter­werfung schwörende Landsgemeinde, vor ihr Reisige, Knechte und Geschütz, über ihr im Hintergrund die Feldherrn, der Prediger mit dem Capitulationsbrief und dahinter die ferne Linie des Meereshorizonts. Das Ganze ist leicht und sicher in dem Stil der Zeit gehalten und Speckter hat hier eine ganz neue Seite seiner künstlerischen Fähigkeit schlagend documentirt.

Die ganze Arbeit ist nicht nur die Arbeit eines bedeutenden, einzelnen Talents, sie darf auch als ein besonders erfreuliches Beispiel der Art gelten, in der in Hamburg ein Kreis tüchtiger Männer unter keineswegs gün­stigen Verhältnissen mit gutem Muth und Erfolg weiter strebt. Besser als jede Charakteristik wird der zierliche Band nachweisen, daß auch hier im Norden die deutsche Kunst in dem besten Sinne des Worts populär zu schaffen versteht.

Schleswig-Holsteinische Briefe.

Dritter Brief.

Schleswig, den 7. Juni. Ich hatte Ihnen in meinem letzten Schreiben eine Beschreibung Rends­burgs zugesagt, werde aber mein Versprechen nur unvollständig erfüllen können.

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