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Literatur.
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Antlitz gesehen, welches einen mehr in sich versunkenen Ausdruck getragen hätte. Vielleicht füuf Minuten lang herrschte ein tiefes Schweigen, als plötzlich ein Klang wie von dem Springen einer Saite unsre Aufmerksamkeit aus die Trommel leukte, welche in der Mitte der Hütte stand. Diesem Klänge folgte ein länger dauerndes knisterndes Geräusch gleich dem Entladen elektrischer Fnnken, Es schien anfangs unregelmäßig sich zu wiederholen, aber als ich genauer darauf achtete, cndeckte ich, daß die einzelnen Töne in einem harmonischen Verhältniß zueinander standen, als wenn sie eine einfache Melodie begleiteten. Die Schwinguugeu der Trommel waren deutlich sichtbar und sie schienen das Instrument von rechts nach links auf dem Boden herumzudrehen. Die Klänge hörten ebenso plötzlich aus, als sie angefangen hatten uud die Sukia erhob ihr Haupt und sagte feierlich:Die Geister deiner Väter sind auf den Bergen erschienen! Ich kenne sie nicht; du mußt sie befragen!"

WaS Mr. Bard eigentlich in dieser Nacht sah und erfuhr, theilt er nicht mit, an­geblich um seine Erzählung und sich selbst nicht lächerlich zu machen nnd sich nicht ungerechten Beschuldigungen auszusetzen. Er sagt nur soviel, daß er erst nach Mitternacht die Hütte der Seherinmit reinem, neuern nnd tiefern Einblick in die Geheimnisse unsers gegenwärtigen und zuküustigen Lebens und einer vollständigen: nnd großartigern Würdigung der erhabenen Wirklichkeiten, welche dem Eintritt jeder Seele in das Weltall zn folgen bestimmt sind", verließ. Eingedenk des Uanckecbluts, das eingestandenermaßen in Mr. Bards Adern fließt, dürften wir wol nicht fehl greifen, wenn wir meinen, daß nnser Erzähler ohne damit der kräftigen Poesie seiner Schilderungen zu nahe treten zn wollen sich von Reminis­cenzen an das Geisterklopfen nicht ganz hat frei machen können.

Weit weniger romantisch fällt ein anderes fürstliches Exemplar aus, welches Mr. Bard kennen lernt. Fleißige Zeitnngsleser werden wol von dem König der Mosquitoküste gehört haben, um dessen Gunst Großbritannien und die vereinigten Staaten buhlen und mit dem Königin Victoria Staatsverträge abgeschlossen hat. Mr. Bard hatte die Ehre, ihm vorgestellt zu werden. Er war in Bluefields, einem der Hauptorte an der Mosquitoküste, von einem Engländer Mr. Bell, der hier eine schwer zu definirende Rolle, halb Missionär und halb Diplomat zu spielen schien, zu Kaffee eingeladen. Das aufwartende Negcrmädchen brachte drei Tassen und der Wirth schenkte sie alle voll, was dem Gast etwas seltsam vorkam, da nur zwei Personen am Tiscbc saßen. Einen Augenblick lang hegte er den Verdacht, daß das Negermädchen in einem Verhältniß zu seinem Wirth stände, welches es berech­tigte, ihnen die Ehre seiner Gesellschaft «»gedeihen zu lassen. Aber anstatt dessen stieß die Negerin ohne viel Umstände zu machen eine Thür in der Ecke ans und for­derte einen Unsichtbaren kurz auf, aufzustehen. Man hörte eine brummende Antwort, wie von einer Person, die sich ungern gestört sieht. Unterdessen hakten die beiden ihre erste Tasse "Kaffee getrunken und waren mit der zweiten beschäftigt, als die Thür in der Ecke cmfging und ein Negerjüngling von etwa 19 oder 20 Jahren sich schleppenden Schrittes der Tafel näherte. Er trng nnr ein Hemd, am Halse nicht zugeknöpft nnd baumwollene Beinkleider, die so gut wie gar nicht zugeknöpft waren. Er nickte dem Hausherrn mit einem phlegmatischen Morgen, Sir! zu und setzte sich zu der dritten Tasse Kaffee hin. Mr. Bell schien weiter keine Notiz von ihm zu