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Die Wahl Bernadottes zum Kronprinzen von Schweden.
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Regierung die nachtheiligsten Gerüchte über Bernadotte: er sei Jakobiner und Demokrat gewesen: Am 6. August ließ der König dem Reichstagsausschuß den Antrag vorlegen, den Herzog von Augustenburg zu wählen; am 1-1. er­theilte der Ausschuß eine zustimmende Antwort. Die Freunde Bcrnadottes mußten sich beeilen. An demselben Tage, wo der Ausschuß des Reichstages für den Herzog von Augustenburg votirte, langte bei dem Grafen Eugeström ein Agent Signeuls, Namens Fournier an und erhielt Erlaubniß, in Oerebro zu wohnen, was allen diplomatischen Agenten während des Reichstages verboten war; Fournier überbrachte zugleich die Porträts Bcrnadottes, seiner Gemahlin und seines Sohnes. Ein Bries Signeuls versicherte, daß die Wahl Bcrnadottes sür Schweden zahlreiche Vortheile haben, namentlich die Zah­lung der öffentlichen Schuld mit Hilfe des Privatvcrmögens deS Mar­schalls herbeiführen werde; auch würden durch diese Mahl die Handels­verbindungen mit England nicht gestört werden. Mörner und Wrede ver­breiten den Brief, zeigen die Porträts, lassen ein Gespräch zwischen zwei Patrioten drucken, in welchem es heißt:die Russensreunde haben dies Mal verloren. Dcr Kaiser Napolcon hat die Partie entschieden, indem er uns einen seiner besten Marschälle gibt. Die allen Dynastien haben in Trägheit und Wollust ihr Recht der Erstgeburt verloren und das persönliche Verdienst nimmt seine Stelle ein." Es folgt das Lob Beruadotteö: er sei die personi- sicirte Tapferkeit und Tugend. In wenigcn Tagen machte die Candidatur Bernadottes unerhörte Fortschritte. Graf Engeström unterstützte sie, weil er durch sie eine Allianz mit Frankreich hoffte. Der alte König ließ sich umstimmen, in dem Reichstage stimmten die Bauern und der militärische Adel mit Be­geisterung für einen Marschall Napoleons, die Bürger für einen Sohn der französischen Revolution. Am längsten unter den Mitgliedern des Ausschusses widerstand General Adlersparre; mit merkwürdigem Scharfblick sah er voraus, daß die Wahl Bernadottes zur Allianz mit Frankreich nicht sühren würde.Na­poleon, sagte er, wird niemals vergessen, daß der Prinz von Pontecorvo sein Nutergebener war; er wird von dem Kronprinzen von Schweden denselben Gehor­sam verlangen. Dieser, der bereits die schwachen Seiten des von seinem Herrn errichteten Gebäudes erkannt hat, wird keinen Anstand nehmen, dem Willen desselben selbst mit Gewalt sich zu widersetzen und das wird das Signal zu einem europäischen Kriege sein. Was für eine andre Zuflucht wird uns dann übrig bleiben, als das Bündniß mit den asiatischen Horden?" Dennoch gab Avlersparre nach, als er einsah, daß die Wahl des Herzogs von Augustenburg nichr mehr möglich sei. Sein Ansehen entschied den Beschluß des Reichstags- Am 2-1. August 1810 beschloß der Reichstag durch Acclamation auf Antrag des Königs die Wahl des Prinzen von Pontecorvo zum Kronprinzen von Schweden und präsumtiven Thronfolger. Am 3. September empfing Berna-