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gen bis zum Abend wüthenden Blutbade, das erst ein von den Priestern heraufbeschworenes Unwetter durch seine den Völkern der regenlosen Küste unbekannten Donnerschläge entschied, die bereits wankende Herrschast des patriarchalischen Despotismus von neuem befestigte. Nur noch ein niedriger Kamm trennte die Reisegesellschaft von ihrem vorläufigen Ziele, der Stadt Cuzco, die sie nächsten Tags erreichten, und wohin wir sie binnen kurzem zu begleiten hoffen.
Aus Konstantinopel. 3. September. Der Brand von Kadikoj war, wie ich Ihnen bereits berichtete, einer der bedeutendsten, die ich hier erlebt habe, nicht in Anbetracht der Zahl der dadurch zerstörten Häuser, denn alles in allem mag sich dieselbe auf kaum mehr als zweihundertundzwanzig belaufen, nebst einer Kirche, einer Moschee und einer Schule, wol aber in Hinsicht auf die Jntensivität der Fcuersbrunst, auf die Größe des Schauspiels, welches sie gewährte, und auf die Werthe, welche dabei zu Grunde gegangen sind. Man kann behaupten, daß kaum irgendein Stadtviertel der großen türkischen Capitale, Pera und Galata ausgenommen, den niedergebrannten Theil des besagten Dorfes, welcher an der Stelle sich erhebt, wo die alte Stadt Chalcedon gestanden, au Wohlhäbigkeit, ja an Reichthum übertrifft. Hier hatten nicht nur mehre osmanische Große ihren Sommersttz (auch Nisa Pascha, der frühere Kriegsminister und einer der begütertsten Magnaten des Reiches wohnt in Kadikoj) sondern die Elite der armenischen, griechischen und fränkischen Kaufmannschaft aus dem eigentlichen Stambul, aus Galata, Pera und Tophane, wählt diesen Punkt alljährlich aus, «nm dort ihre Familien, die im Winter und einen oder zwei Monate des Frühjahrs hindurch in den engen Straßen der genannten Quartiere wohnen, frische Lust schöpfen uud Sommer und Herbst im Freien genießen zu lassen. Der Eindruck, den Kadikoj macht, ist auf den ersten Anblick dieser Bestimmung nicht ganz entsprechend. In keiner Weltgegeud, in welche westliche Cultur sich Eingang verschafft hat, herrscht vielleicht weniger Luxus in Betreff der Architektur der Wohnungen wie im Orient, und zumal hier in Konstantinopel. Die allgemein angewendete Bauart aus Holz beschrieb ich Ihnen bereits ausführlicher. In Kadikoj ist sie nnn freilich nicht durchgängig angewendet, indem mehre Häuser, zumal im Erdgeschoß, massiv ausgeführt sind, aber sie ist für die größere Anzahl Norm geblieben. Am Aeußern dieser Bauten nimmt man kaum irgend welchen Zierrath wahr; aber sie sind hier und da von recht zierlichen und zum Theil mit Geschmack angelegten Gärten umgeben, in denen die Bosquets ans Myrthen, Lorbeeren nnd Orangen sich formiren; und haben außerdem in ihrem Innern größere und lustigere Gemächer und Säle, (Divan Hane) als man in den Häusern der eigentlichen Stadt anzutreffen pflegt, was ein stärkeres Gebälk, höhere Stockwerke und mithin eine im Allgemeinen festere Baumethode bedingt. In den letzten zwölf Monaten hatten außer den Kaufleuten auch ver>
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