475
tans aus der Moschee (im Türkischen Dschami) zu erwarten, sondern trat sofort den Rückweg an.
— — 27. August. Nachträgliches zur Geschichte der Schlacht vom 16. August an der Tscheruaja. Durch die übereinstimmenden Erzählungen von Augenzeugen, die dem Treffen vom -16. März beiwohnten oder mindestens aus nicht allzu weiter Entfernung seinen Verlauf und einzelne Züge desselben im Besondern beobachten konnten, ist man nunmehr hier in den Stand gesetzt, über den wichtigen Tag mit einer gewissen Bestimmtheit urtheilen und die gegenseitigen Leistungen richtiger abschätzen zu können, wie dies bis dahin der Fall gewesen war. Der Besitz solcher zuverlässiger Angaben war um so wünsch-nswerther, als osficielle Berichte, und zwar die russischen wie die französischen, ihrer Natur, Bestimmung und den Verhältnissen nach von einer mehr oder weniger den wahren Zusammenhang der Thatsachen verdunkelnden Parteilichkeit selten frei sind, ja nicht frei sein können und auch die Darstellungen der hier erscheinenden halbofficiellen Blätter aus auf der Haud liegenden Gründen durchaus iu diese Kategorie hineinfallen.
Lassen Sie mich hier zunächst ein Factum feststellen, welches auf Grund der besagten Berichte und Darstellungen möglicherweise bezweifelt werden könnte: die russische Infanterie und Artillerie hat in dieser Affaire durchaus ihre Schuldigkeit gethan. „Man kann," äußerte neulich ein höherer, aus der Krim vor vier Tage» zurückgekommener Offizier, „möglicherweise hier und da ein Fußvolk finden, welches ebenso tapfer wie das russische sein wird, jedenfalls können Sardinier und Franzosen dieses Verdienst für sich ansprechen ..... aber tapferer kann man »icht sein. Außerdem find die Russen in der Kunst, ihre taktische Formation im Gefecht, mitten unter den Schlägen der Artillerie und unter dem Spitzkugclhagel ihrer Gegner zu bewahren/ unter allen Umständen den letztgenannten Truppe» überlegen, wenn nicht überhaupt unerreicht von jedwedem Heere. Man denke sich ihre Bataillone im Anrücken — schon der Anblick ist imponirend! es ist dies eine ruhige, gleichmäßige, in keinem Augenblick stockende, scheinbar von nichts aufzuhaltende Bewegung, die nicht minder den Ausdruck überwältigender Kraft in sich trägt, wenn auch der französische <:>-m, das romanische Ungestüm und das ritterliche Feuer ihr fehlen. Was man vor sich sieht, ist nur Masse — ein Collectivwescn — aus dessen zauberischer Einheit heraus keine That des Individuums vorbricht, weil das untrennbare Band, welches alle einigt, solche Loslösnng nicht gestattet. Unter Trommelschlag rückt die russische Cvlonne heran; die breiten Gassen, welche der Kartätschcnhagel reißt und die engern, aber bis in die letzten Glieder spaltend eingreifenden der Paßkugeln füllen sich sogleich wieder; kein Stutzen wird sichtbar! In diesem dichtgedrängten Haufen regt sich das unverwüstliche Leben der Hyder mit hundert und aberhundert Häuptern. Alle Offiziere, vom Hanptmann aufwärts, bemerkt man anfangs zu Pferde. Sie find allerdings ein jeder in die weiten Soldatenmäntel eingehüllt und ähneln durchaus ihren Truppen . . . aber das Berittensein macht sie kenntlich genug für die Schützen; diese zielen zuerst nur auf ste, mau sieht Roß und Mann stürzen — die vordersten Führer find gefallen und über sie hin schreitet der Marsch vor, weil kein Interregnum im Commando existirt, es keinen
60*