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nen von uns Nichtgelehrten durch ein gewisses erhabenes Uebersehen zum Schweigen gebracht wurden, so erfreut und befriedigt hier vorzugsweise das Detail der Ausführung, die streuge Methode, das Maßhalte« und die logische Ordnung. Offenbar hat das Werk durch das Eintreten der neuen Methode an Handlichkeit für den nachschlagenden Leser sehr gewonnen, und lebhaft wird der Wunsche daß dies methodische Verfahren bei allen spätern Heften beibehalten werden möge.
Friedrich der Große. Für das deutsche Volk dargestellt von Ludwig Hahn. Mit 10 Portraits und -10 Bildern aus Friedrichs des Großen Leben. Nach Originalzcichnungen von W. Camphausen in Düsseldorf. Berlin, W. Hertz. — Es liegen uns von diesem Werke zunächst zwei Lieferungen vor. Von dem Text dürfen wir wol abstrahiren; die politische Richtung des Verfassers ist bekannt, die Darstellung scheint, soweit wir hineingesehen haben, deutlich uud correct zu sein. Die Hauptsache sind die Illustrationen. Die beiden Portraits, Friedrich der Große und der alte Dcssancr, sind musterhaft ausgeführt, in einer höchst kräftigen, charakteristischen Manier, die uns die tüchtigen Züge jener Männer edel und würdig versinnlicht. Die beiden andern Gemälde, Friedrich nach der Schlacht bei Kuners- dors und Friedrich im Gespräch mit Voltaire in Scmssouci, sind gleichfalls gut ausgeführt, aber die Wahl der Gegenstände scheint uns nicht glücklich, und die Zeichnung ist wenigstens nicht brillant genug, um dafür zu entschädigen. Bei dem wettern Erscheinen des Werkes werden wir ausführlicher darauf zurückkommen. —
Schillers Lied von der Glocke. In 40 Blättern bildlich dargestellt von Bernhard Neher. Nach den Entwürfen des Meisters zu den Wandgemälden im grvßherzvglichen Schlosse zu Weimar, auf Holz gezeichnet von Leutemann und geschnitten von Flegel. Nebst einem Vorwort von Karl Vogel. Leipzig, Rudolph Weigel. — Die Bilder sind znm großen Theil geistreich erdacht, nnd es ist dem Künstler gelungen, den Realismus, der für deu Gegenstand nöthig war, mit einem edeln und würdigen Stil zu vereinigen. Das Cvstüm ist mittelalterlich, mäßig idealisirt; unpassend ist in der Reihe nur der Jupiter, der, um das Symbol des Feuers auszudrücken, mit seinem Blitz und seinem Adler plötzlich in die Reihe der christlichen Vorstellungen hineinstürmt, man weiß nicht woher. Am gelungensten sind die Bilder vom Glockengnß selbst, wenn auch eine gewisse Monotonie sich nicht vermeide» läßt, uud weun anch einzelne Motive, z. B. der Arbeiter, der einen Krug Bier leert, unnöthig wiederholt werden. Die andern Bilder, welche die Scenen ans dem gewöhnlichen Leben darstellen, haben eine weniger realistische Färbung, und namentlich der Jüngling, der mit einem Spieß und einem Hnnde wild ins Leben hinausstürmt, ist zu unbestimmt gedacht. Indeß läßt sich in keinem dieser Bilder gemüthliche Auffassung nnd corrccte Zeichnung vermissen. Den höchsten Preis aber verdient die Technik. Mit großer Freude sehen wir, wie der Holzschnitt immer mehr Raum gewinnt und den unglückseligen Stahlstich, der den Geschmack unsers Pnblicnms aus eine so unerhörte Weise verdorben hat, immer mehr verdrängt. Die vorliegenden Holzschnitte sind durchweg kleine Meisterstücke; es ist eine markige Kraft und Entschiedenheit darin, die jeden Freund des Schönen erfreuen wird, uud schon aus diesem Grunde wünschen wir dem Werk eine recht große Verbreitung. —