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gleichen, in beiden Fällen, einen möglichst gegen das feindliche Feuer gedeckten Grabenübergang vorzubereiten. Trockene Gräben passirt man mit der Sappe; nasse auf Flossen, die auf der vom Nebenbnstion flankirten Seite Schulterwehren, d. h. einen Wall bis zur Kopfhöhe des Mannes, erhalten. Hiernach erfolgt die Bestreichung der Bresche.
Das Eindringen des Angreifers in die Sturmlücke entscheidet nur dann über den Besitz der Festung, wenn dahinter kein Abschnitt vom Vertheidiger aufgeführt worden ist. In neuerer Zeit ist letzteres zur Regel geworden, und wenn nicht eine gleichzeitige Erschöpfung aller Mittel und Kräfte zur Uebergabe zwingt, wird man eine Kapitulation eine nicht ehrenhafte nennen, die nach der ersten Bresche zu Stande käme. Bei der Gelegenheit erinnere ich an das, was im zweiten Abschnitt dieses Aufsatzes über die Einrichtung der Festungen behufs der inneren Vertheidigung gesagt worden ist.
Badelebeil aus Norderncy.
Was daraus werden mag? Ich meine blos aus dem Wetter. Die Natur besinnt sich auf sich selbst, sie weiß nicht recht, was sie zunächst beginnen soll. Sie sinnt und brütet und schwitzt — man merkts an der schwülen Luft. Da droben stehen die Wolken still und blicken schläfrig zur Erde; der Wind hält den Athem an, brennt vor Ungeduld und lauscht — Regen? Gewitter? Sturm? Die Natur besinnt sich noch, die Bäume zucken die Achseln......
Wir haben Mitte August; das ist aus Norderney die Zeit der Vollsaison. Vor all den Häusern und Häuschen, die so zierlich und sauber aus den Blumen- und Fruchtgärtchen Hervorscheinen, sind Zeltdächer von grauer Leinwand ausgespannt; ein Zeichen, daß die Zimmer des Hauses besetzt sind; auf den rothen Steinpsaden, die an den Sandstraßen hingehen uud in den Bos- quets beim Conversalionöhause ist ein reges Treiben. Herren und Damen in bequemen Badecostümen machen dort ihre Mvrgenpromenade; über den Rücken der Damen, die eben vom Bade kommen, aus das weiße umgeknüpftc Tuch herab hangen schwer die Fluten feuchter Haare. Vor dem Conversationshause spielt die Musik und die numerirten Kellner sorgen unter der Säulenhalle für die Bedürfnisse des Theiles der Badegesellschast, dem nach Gegenständen gelüstet von mehr cvnsiftenter Natur als Lust und Musik und Meeresrauschen.
Die Insulaner haben böse Tage in dieser Zeit. Während die fremden Gäste dem vergnüglichsten Dolcefarniente sich hingeben und wahrlich soviel Mit Nichtsthun zu thun haben, daß ihnen keine Zeit mehr übrig bleibt noch etwas Andres zu thun; derweil die Sonne ihre schärfsten Pfeile versendet und