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es sich von selbst, daß für dasselbe die Zusammensetzung der Besatzung, auch die Beschaffenheit der Festungswerke, und im Besondern das inneliegende Terrain entscheidend sind. Ein Platz in der freien offenen Ebene wird verhältnißmäßig viel Cavalerie zu seiner Einschließung erheischen. Desgleichen im Allgemeinen jede größere Festung. Am wenigsten verlangen kleine Plätze und die im durchschnittenen und bergigen Terrain gelegen sind.
Es gibt einen Umstand, der im Belagerungskrieg von der höchsten Bedeutung ist und auf den ich hier gleich anfangs zu sprechen komme, weil er die ersten Arrangements des Angreifers tangirt. Die Festung kann als ein kleiner, in sich selbst basirter Kriegs- oder Vertheidigungsraum angesehen werden. Ihre Besatzung verhält sich zum Gesammtkriegstheater durchaus anders, wie eine operirende Armee, nicht nur weil sie nicht, wie jene, mobil, sondern local gebunden ist, sondern auch weil sie alles was sie bedarf, und zwar nicht allein um zu eristiren, sondern zugleich und hauptsächlich um zu widerstehen, aus ihrer unmittelbaren Nähe, oder richtiger zu sagen aus ihrem Defensivkreis entnehmen kann. Es wird dadurch eine Schnelligkeit, ja Verzuglostgkeit jedweden Ersatzes, sei es an Munition, an Armatur oder an Lebensmitteln erreicht, die für die Energie und ununterbrochene Aufeinanderfolge der Vertheidigungsoperationen von der höchsten Wichtigkeit ist, und nur dadurch ermöglicht wird, daß sich im Platz Magazine aller Art an Lebensmitteln, wie an Kriegsbedarf, vornehmlich auch große Werkstätten, also Etablissements für die Erzeugung des Bedarfs und für Reparaturen befinden.
Gleich anfangs muß die Sorge des Angreifers daraus hingewendet sein, dem Belagerungsheere mindestens annähernd dieselben Vortheile zu sichern. Es handelt sich sür ihn mithin schon zur Zeit, wenn die ersten Einschließungstruppen vor der Festung anlangen, um die Anlage von Proviantmagazinen, um die Sammlung oder Beschaffung von Belagerungsmaterialien, um Requi- rirung von Pferden, Zugochsen und Saumthieren, um Ausmittclung der Punkte, auf welchen demnächst die größeren militärischen Etablissements, vor allen anderen der große Artilleriepark, desgleichen der kleine Park, die Pulverdepots, das Laboratorium, die Feldlazarethe u. s w. eingerichtet werden sollen. Es ist Regel, diese Anlagen außerhalb der weiteren Schußdistance zu etabliren. Früher erachtete man eine Entfernung von 6000 Schritt für ausreichend; heute, wo Pairhans bis über 3000 Schritt weit treiben, wird man auf mindestens 6000 Schritt von der Festung abbleiben müssen. Da zur Zeit, wo mit der Anlage dieser Etablissements begonnen wird, die Belagerungsarmee meistens erst zum Theil vor dem Platze angekommen zu sein pflegt, und die Besatzung desselben sich durch diesen Umstand aufgefordert fühlen dürfte, einen Angriff auf die in der Formation und Organisation begriffenen Parks, Depots und Magazine zu machen, so ist es Regel, dieselben durch flüchtige Verschan-