273
Garnison in Rom ersetzen soll. „Das katholische Belgien," sagen sie, die Stimme des Landes verfälschend, „wird stolz darauf sein, diese bedeutende Rolle bei dem heiligen Vater zu übernehmen." Ich glaube die Gefühle des Landes vollkommen zu kennen, und kann versichern, daß die belgische Armee nicht im Geringsten stolz darauf sein würde, die französische Armee in ihrer Rolle der römischen Gendarmerie zu ersetzen. Das katholische Belgien achtet die Rechte der Völker und eS ist zugleich ein Belgien, stolz auf seine Nationalität, besorgt um seine Unabhängigkeit, das -ganz gut weiß, daß es seine Mittel und die Arme seiner Landeskinder selbst nöthig hat an dem Tage, wo das Kaiserthum seine letzte Maöke fallen lassen wird.
>?nvH.' ,ZM nl '.WM' n»n«wl !<»Y1 '»li »tj»M <tnu l-Mktt »ltyü ' ti»a»z»H
Literatur.
ttMgi^^T)is m<ji!>'/> .ch'^ll' ,?l»Z»>Zl tch,'» .'«z«qijM^
Politik. — Die Bildung einer nationalen Partei in Deutschland, eine Nothwendigkeit in der jetzigen Krisis Europas. Von Gustav Diezel. Gotha, Schcube. -— So oft man auch durch die Schriften des Verfassers veranlaßt wird, sich über die Art nnd Weise, wie er persönliche Politik treibt, zu entrüsten, so wird man doch bis zu einem gewissen Grade immer wieder durch die ^ Gutmütigkeit und Ehrlichkeit seines Idealismus versöhnt. Psychologisch ist er eine ganz merkwürdige Erscheinung. In der festen Ueberzeugung, den verschiedenen Parteien gute Dinge zu sagen und ihnen Frieden und Versöhnung zum Kampf gegen den gemeinsamen Feind zu predigen, überhäuft er sie plötzlich mit einer Reihe von Schimpfwörtern, auf die man gar nicht anders antworten könnte, als durch Schläge: Memmen, Schurken, Verräther, Blödsinnige zc. und zwar dehnt er diese Beziehungen auf eine Weise aus, daß schwer abzusehen ist, was eigentlich von Deutschland noch übrig bleiben soll. Wir haben aus seinen frühern Schriften mitgetheilt, wie er über die sogenannten Gothaer d. h. die bei weitem überwiegende Masse des deutschen Mittelstandes denkt. Dies Mal gchts über die Demokraten her, und er sagt über sie ungefähr das Nämliche, was wir häufig ausgesprochen haben, nur daß wir höflichere Formen anwenden zu müssen glaubten. Man sehe z. B. S. 136, wo er sür die Wirksamkeit der Parteien durch moralische, nicht gewaltsame Mittel spricht.. „Der Einwurs gegen die Wirksamkeit derselben hat wenig M bedeuten, weil er meist von jenen Schreiern kommt, welche die Revolution fortwährend im Munde führen und großsprecherisch in Aussicht stellen, obwol sie selbst vor jedem Polizcidiener in Angst gerathen. Das Geschwätz von uud die Hoffnung auf künftige Revolutionen in Deutschland ist so lächerlich und so demoralisirend Zugleich', daß dies allein schon ein vaterländisches Verdienst ist, wenn sich eine Partei bildet, die diesen Abgeschmacktheiten mit der Kraft der Ueberzeugung entgegentritt. Es ist jetzt ungefähr wie im 16. Jahrhundert, wo auch die Reste der besiegten Wiedertäufer u. ,s. w. dem Gang der Dinge mit Groll und Unmuth zusahen und von neuen Revolutionen träumten, ohne daß sie es zu mehr als zu Grenzboten. III. -I85ö. 33