Beitrag 
Correspondenzen.
Seite
158
Einzelbild herunterladen
 

158

wie der höchsten Blüte einer jeden Bauweise in der Regel beim Verschwinden des ursprünglichen Sinnes nnd des Verständnisses ihrer Formen, eine Ueberfeincrung, das Zeichen des Verfalles, folgt, welche dann bis zn einer völligen Umwälzung der bestehenden Richtung fortdauert. Ans diesem Wege werden wir dazu gelangen, an der Hand nnd an dem Leitsaden der Geschichte die wiederkehrenden Grundgesetze in den plastischen Formen immer deutlicher zu erkennen; immer klarer nnd be­stimmter wird uuS der Maßstab hervortreten, an welchem die größere oder geringere Vollendung der verschiedenen Bauweisen zn bemessen ist, diese werden aufhören, für uns eine Musterkarte von Vorbildern zu sein, vielmehr uns nnr dazu dienen, das Vollkommenste aus ciuer jeden uus anzueigueu, und zwar nicht sowol der gegebenen Form als der Idee oder vielmehr der Art der Entwicklung nacb. Wir wünschen lebhaft, daß dem geistvollen Verfasser bald Gelegenheit gegeben würde, mit dem Ganzen scineS Werkes vor das Publicum zu treten. Es wird ihm nicht an lebhaften principiellen Gegnern fehlen; aber seine Auseinandersetzungen sind inhaltreich nnd bedeutend genug, um eine fruchtbare und folgenreiche Discussion hervorzurufen.

Beimischte Literatur. Alexander Puschkins Poetische Werke, aus dem Russischen übersetzt von Friedrich Boden stedt. >>>. Dramatische Werke. Berlin, Decker. 1A33. Die Sammlung enthält das Drama Boriß Godnnoff, ferner einige kleinere Fragmente, worunter anch der unvermeidliche Don Juan, zum Schluß biographische Notizen über Puschkin. So geistvolle uud schön gedachte Ein­zelnheiten anch diese Werke euthalten, so sind wir doch dnrch den letzten Band noch mehr in unserer Ueberzeugung bestärkt worden, daß der russische Dichter im Gründe doch nichts Anderes war, als ein feingcbildetcr Dilettant. Nnr znm kleinsten Theil entspringt seine Dichtung aus dem wirklichen Inhalt des Lebens, aus den Zustän­den seiner Nation, oder aus eignen Schmerzen und Hoffuungen; die Hauptsache gehört der Reminiscenz an. Zwar hat er es sehr wohl verstanden, in die Gc- sühlsform, die ihm durch Lord Byron überliefert wurde, heimische Geschichten nnd Zustände cinznflechten, allein ein organisches Ganze ist daraus doch nicht hervor­gegangen. Zndem hat seine Lebensanschaunng etwas Hektisches, und wir glauben nicht, daß er sich in Deutschland einbürgern wird. Wir müssen anch offen gestchen, daß wir es nicht wünschen. Die Uebersetzung dagegen ist ausgezeichnet und macht dem feinen Sprachkcnner, von dem sie ausgeht, alle Ehre.

Kain. Ein Mysterium. Mazeppa. Von Lord Byron. Aus dem Eng­lischen übersetzt von Friederike Friedmann. Leipzig, Brockhans, 1833. Wir haben bei Gelegenheit einiger frühern Stücke uns über die Methode dieser Ucber- setzcrin bereits ausgesprochen und können uus im Wesentlichen darauf beziehen, doch müssen wir hinzusetzen, daß dies neneste Werk uns viel gelungener erscheint, als die zu­letzt vou uns besprochenen Uebcrsetzuugeu; namentlich hat der Kain sehr schöne Stellen.

Schillers Gedichte erläutert und auf ihre Veranlassungen und Quellen zurückgeführt, nebst Variantensammlung und Nachlese von Heinrich Vieh off, Professor nnd Director der höhcrn Bürger- und Prvvinzialgcwerbeschnle zn Trier. Neue größtenthcils umgearbeitete Auflage in drei Bänden. Erster Theil. Stuttgart, Ad: Becher. 1836. Das Werk ist mit außerordentlichem Fleiß gearbeitet und wir glaubeu kaum, daß ein späterer Kommentar noch etwas hinzufügeu könnte.