Um die Gestalt des Gnus zu verstehen, muß man sich Folgendes vergegenwärtigen.
Damit die Raubtiere nicht alle den gleichen Tieren nachstellen, haben sie verschiedene Größe und verschiedene Gaben. So kann der gut kletternde Luchs leicht den Auerhahn oder das Eichhörnchen erbeuten, die den kletterunfähigen Wölfen und Füchsen nur ausnahmsweise zum Gpfer fallen.
Die Pflanzenfresser werden ebenfalls durch die verschiedene Größe nach Möglichkeit auf verschiedenes Futter verteilt. Ein Hase kann, selbst wenn er sich aufrichtet, eine Menge Pflanzen und Blätter nicht erreichen, bei denen ein größerer Pflanzenfresser nur zuzugreifen braucht, weit mehr aber bewirkt die Verschiedenheit des Gebisses, daß die Tiere verschiedene Nahrung aufsuchen. Die Einhufer mit ihrem starken Gebiß zermalmen Körner, die für die Wiederkäuer mit ihrem weit schwächeren Gebiß ungenießbar sind. Dafür haben die Wiederkäuer den Vorzug, daß sie gerade durch das wiederkäuen den eigentlichen Nährgehalt der sehr umfangreichen, aber wenig nahrhaften Speise, die aus Blättern, Gräsern und Kräutern besteht, erst richtig ausschließen.
Gleich große Pflanzenfresser wie Einhufer und Rinder machen sich schon aus diesem Grunde kaum Futter streitig. Hierzu kommt, daß die Einhufer im allgemeinen die trockene Ebene bevorzugen, die Rinder dagegen mehr den Wald und den Sumpf. Besonders die Büffel sind wegen ihrer Vorliebe für morastige Stellen bekannt.
Pferde und Rinder unterscheiden sich ferner durch ihre Verteidigungsart gegen Feinde. Die Einhufer suchen bei stärkeren Raubtieren ihr Heil in der Flucht; sie gehören zu den fliehenden Pflanzenfressern und sind deshalb sehr schnell. Die Rinder dagegen gehören zu den wehrhaften Pflanzenfressern, die ihrem Feinde trotzen. Sie sind auch nicht schnellfüßig, weil sie ihre Rettung nicht in der Flucht suchen.
Um die Nahrung, welche die Steppen Afrikas bieten, nach Möglichkeit auszunützen, leben dort nicht nur Einhufer (Zebras) und flugunfähige Vogel (Strauße), sondern auch eine Menge der verschiedenartigsten Antilopen. Auch das Gnu gehört zu ihnen, wir verstehen jetzt seine Ausnahmestellung. Es ist ein Rind, das sich in zwei wesentlichen Punkten von seinen Artgenossen unterscheidet. Im Gegensatz zu ihnen liebt es die trockene Steppe, und im ferneren Gegensatz ist es ein fliehender und deshalb schnellfüßiger Pflanzenfresser.
weil es, wie derLinhufer, die trockene Steppe bewohnt und schnellfüßig ist, hat es den Pferdeleib und die Pferdebeine. Als Wiederkäuer hat es die Waffen des Rindes.