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Schrei der Ibisse ertönt: Adler kreisen über den Felsen, und unbekümmert um den Menschen und seine Maschinen stehen Graufischer in nächster Nähe des Dampfers flatternd über dem Wasser. Kleine weiße Reiher streichen durch die Baumreihen der Straßen. Nicht weit am Strande kann der Spaziergänger gar Krokodile in der Sonne liegen, riesige Flußpferds auftauchen sehen, wenn vor der Stadt ein gefallenes Stück Vieh nicht gleich vergraben wird, erscheinen hoch am Himmel riesige Geier und Marabu und lassen sich in unmittelbarer Nähe der Hütten zur Erde nieder. Menschen und Tiere dulden einander.
So kann es überall sein, wo Menschen leben, die aus der Freundschaft der Tiere Glück genießen. Aber es strömen neue Menschen zu. Einer schießt nach den Nilpferden, ein anderer versucht seine Schrotflinte an den vertrauten Graufischern, der dritte gibt Gift an die Neger aus und befiehlt: „Bringt mir von den toten Vögeln die weißen, die lange Federn haben"; noch ein anderer erstrebt den Ruhm, einen Adler getötet zu haben. Hier kann er das leicht haben; denn die Tiere sind zutraulich und fühlen sich noch nicht als seltene Jagdbeute. So vergeht kurze Zeit, und das einzige, was dann noch lebt, sind einige Schildraben und Milane, an die niemand einen Schuß Pulver verschwenden will.
Muß das alles so kommen? wer die Natur, wer die Freundschaft der Tiere zum Menschen, wer die Gaben der Tiere kennt und weiß, wie gern sie dem Menschen nutzen und sein Gemüt erheitern, der findet es unbegreiflich, daß die Bewohner der Städte nichts vermissen, wenn sie auf leblose Straßen und Plätze hinaussehen. Ja, seht euch in eurer Heimat um: wo sind denn die Reiher? wo die Adler, die Ibisse? Die Antwort ist hart: „Hier sind sie schon lange tot, und die aus fernen Landen kleben als Skalpe auf den Hüten weißer Frauen. „Dreihundert Millionen Zier- und Nutzvögel müssen jährlich ihr Leben lassen, weil der Kulturmensch sich dieser Ruchlosigkeit schuldig macht. In Amerika, in Afrika, in Ehina ist der weiße Reiher so gut wie ausgerottet. Unzähligen Eingeborenen ist es versagt, sich seiner Schönheit noch zu freuen, aus seinem Leben die Kräfte der Phantasie zu bereichern. Erschreckend greifen Seuchen um sich, weil gewissen krankheitbringenden Insekten, wie der Tsetsefliege und den Anophelesmücken, die Schlafkrankheit und das Malariafieber übertragen, ihre natürlichen Feinde zu fehlen beginnen. Manche Vogelarten sind bereits ausgerottet worden. In den letzten sechs