s
Der Vortrupp
3. Jahrgang Nr. 5 März WH
Die Federmode.
Noch immer besteht die Schmach, daß deutsche Frauen auf ihren Köpfen Teile von Tieren tragen, die aus der Gottesnatur geraubt werden, um als Hutputz zu dienen; noch immer werden Dampfkraft und Pulver, werden die Machtmittel menschlicher Erfindung dazu mißbraucht, den Erdball zu veröden, statt ihn zu beherrschen: noch immer ängstet sich die Kreatur, und den Schöpfer der Welt schauderts, wenn er die blutige Schreckensherrschaft des Menschen auf der Erde sieht. Früher tötete der Mensch doch wenigstens aus Hunger und aus Not; jetzt mordet er aus Geldgier und Eitelkeit. Jetzt rühmt er sich noch seiner Grausamkeit, und, während in alten Zeiten der Henker Henker hieß, und wenn man sagte: das ist ein Schinderknecht, das ein Mordbube, so nennt man jetzt den feigen Anstifter zum Morde hilfloser Geschöpfe — einen Wirtschaftspolitiker. Dieser Zusammenhang soll gezeigt, der weg aus der furchtbaren Verirrung gesucht werden.
Die Münzen der deutscher: Kolonie Neu-Guinea tragen auf der Rückseite das Bild eines Paradiesvogels. Wie in Deutschland der Adler sorgfältig aus der freien Natur entfernt wurde, und nur auf Münzen, Marken und Kriegerhelmen ein heraldisches Dasein fristet, so hat jetzt das edle deutsche Handelsvolk dem schönsten Vogel aus der Paradieswelt der tropischen Meere auf seinen Münzen ein Denkmal geprägt, als ob es damit andeuten wollte, daß das Bild dieses Naturwunders der Nachwelt nur noch im leblosen Denkmal erhalten werden könne.
Beruhige dein Zartgefühl, deutsche Frau, wenn solches unter dem Kriegerschmuck deines Hauptes irgendwo noch in dir wohnen sollte: der Paradiesvogel lebt als Bild auf deutschem Gelde, und der Vogel selbst, der einst über die tropischen Bäume dahinflog, und jetzt, als ausgestopfter Leichnam, aus Glasaugen auf die Krempe deines Fürstenhutes glotzt, ist für das Vaterland geopfert worden, weil er Geld ins Rollen brachte, und Geld ist dem Deutschen von gestern Vaterland. Das Geld ist sogar schneller ins Rollen gekommen
1