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All das ist nicht Kleine-Leute-Art.
Aber das ist Kleine-Leute-Art: Sich fügen dem sinnlosen Zwange der Menschen; der Mode, der Geldmacht, dem Spotte und der „öffentlichen Meinung".
Auch dies: Nicht wissen, was man wert ist und deshalb sich bücken vor jedem Titel und Orden und vor jedem straffen Beutel; und des eignen Urteils bar sein und deshalb mit offenem Mund lauschen, wenn ein parteipolitisches Schlagwort hallt in den Parlamenten und widerhallt in den Zeitungen. — — Und dies nicht minder: sich streiten und zanken um Kleinigkeiten, und seine Lust finden am Tadeln und Besserwissen.
Auch der ist jener Art eigen, der keine Freude hat an seinem Körper und an der Straffheit seiner Sehnen und Muskeln; der keine Erholung findet bei freudiger Bewegung in frischer Luft, sondern am niedern Stammtisch in verräucherter Kneipe. Da ist der rechte Himmel der Knechte; und wenn's auf Erden einen gibt, dem das Knechtszeichen auf die Stirn gebrannt ist, so ist's der deutsche Stammtischbruder.
Kleine-Leute-Art aber mehr als alles andre ist dies: Nur da Mut haben, wo man in der Mehrheit steht und eine wehrlose Minderheit ungestraft anbellen kann. Und auch: tatlos dulden, daß die Lüge herrscht im öffentlichen Leben; man fürchtet den Kampf, der nötig ist, sie zu stürzen — weil man bei niemandem anstoßen will, der mächtig ist oder einen guten Rock trägt. Das sind die, die sich „wie ein Lamm aus dem pferch nehmen lassen" oder „wie ein Fuchs aus der Falle". Mehr Schuld trifft sie am Übel in der Welt, als die Schlechten: denn sie lähmen widerstand und Angriff der Guten.
All das und alle diese richtet Kjartans Wort „Es dünkt mich Kleine- Leute-Art".
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„Muß man doch sterben, so dünkt es mich um vieles besser, er st noch etwas zu schaffen, was oben bleibt von da a b".
Stets habe ich die verachtet, die geringschätzig vom Tode sprechen. Denn ich glaube ihnen nicht. Sich selber belügen sie oder Andre.