Druckschrift 
Adamaua : Bericht über die Expedition des Deutschen Kamerun-Komitees in den Jahren 1893/94 / von Siegfried Passarge
Entstehung
Seite
519
Einzelbild herunterladen
 

519

Ruin des Wüstenhandels schwer geschädigt werden. Die Tuareg sind zum grossen Theil ihrer Existenzmittel, welche ihnen der Wüstenhandel einbrachte, beraubt worden. Das Erheben von Tributen und Vermiethen von Kameelen hat auf­gehört, sie sind auf Raubzüge angewiesen. Dazu kommt, dass der europäische Salzhandel am Niger Benue den Salzhandel aus Asben nach den Haussaländern, aus welchen die Asbenaua das Geld zum Einkauf von Getreide bezogen, schädigen muss. Dem Andrängen der Tuareg konnten die Kanembu bereits zu Nachtigals Zeit kaum widerstehen, 41 ) jetzt ist Jenen auch die Oase Kauar und damit der Karawanenweg von Kuka nach Tripolis in die Hände gefallen.

Die Araberhorden Rabbehs haben 1893 Kuka erobert und sollen neuesten Nachrichten zu Folge (April 1895) auf dem Marsch nach Sokoto sein. Rabbehs Stellung ist noch unklar, doch ist es möglich, dass er mit den Ssnussiten in engem Verkehr steht, diese ihn vielleicht sogar direkt nach Bornu dirigirt haben. Dann wäre sein Zug das erste Zeichen einer gegen die Europäer und ihren Handel gerichteten Reaktion Nordafrikas, deren Seele die Todfeinde der Europäer, die Ssnussiten, wären.

Die Strasse von Tripolis nach Kuka ist bereits verödet, dagegen blüht noch der Handel zwischen Wadai und Aegypten über Djerabüb, dem Sitz des Ssnussioberhauptes. Werden aber auch die Staaten des Ostsudan von Kongo aus dem europäischen Handel erschlossen und vor Allem die Ausfuhr von Sklaven nach dem mohamedanischen Norden verhindert, wie es neuerdings durch die Besetzung Timbuctus im Westsudan bereits geschehen ist, so können schwere Konflikte mit der mohamedanischen Welt Nordafrikas hervorgerufen werden, sogar eine plötzliche Explosion erfolgen, ähnlich der des Mahdiaufstands in den Nilländern. Ob es so kommen wird, wer weiss es? Interessanten und neuen Zeiten geht aber der Sudan mit dem Eindringen europäischen Einflusses unzweifelhaft entgegen.