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Adamaua : Bericht über die Expedition des Deutschen Kamerun-Komitees in den Jahren 1893/94 / von Siegfried Passarge
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413
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Der Saratse, von Westen gesehen.

Die Völker des centralen Sudan. Linguistisches.

Die Bevölkerung Adamauas ist ausserordentlich gemischt. Im Verlauf des Reiseberichts haben wir bereits gesehen, dass die ursprüngliche Bevölkerung nicht nur in zahlreiche Stämme zerfällt, sondern dass auch völlig fremde Völker vor nicht langer Zeit in dieses Land hineingewandert sind. Wie in geographischer, so steht nun auch in ethnographischer Beziehung Adamaua zum übrigen Centralsudan in enger Beziehung und deshalb wird es nothwendig sein, auch jenen zu betrachten, will man ein völliges Verständniss für die Bevölkerung unseres Gebietes gewinnen.

Die Hauptaufgabe der Forschung ist nicht nur eine eingehende Be­schreibung der einzelnen Stämme, ihrer Kultur und Sitten, sondern vor Allem auch eine Vergleichung der einzelnen Stämme unter einander, um An­haltspunkte für ihre Verwandtschaft, Herkunft und Geschichte zu gewinnen.

Um dieses Ziel zu erreichen, wird es zweckmässig sein, den Stoff in fünf Theile zu sondern und einzeln zu untersuchen, nämlich die sprachlichen, anthro­pologischen und kulturellen Verhältnisse der Völker, ihren Charakter und schliesslich ihre geschichtlichen Ueberlieferungen.

Die linguistische Forschung, welche in erster Linie in Frage kommt, ist bezüglich ihrer Bedeutung für die Beurtheilung der Verwandtschaft von Völkern oft überschätzt worden. Man darf bei den auf niedriger Kulturstufe stehenden Völkern nicht an die relative Beständigkeit der Sprache der eine Schrift be­sitzenden Kulturvölker denken. Wo die Sprache durch keine Schriftzeichen fixirt ist, verändert sie sich nicht selten sehr rasch. Ferner werden sehr leicht