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Brasilien und die deutsch-brasilianische Kolonie Blumenau / von [Karl A.] Wettstein
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Geschichtliche Grundlagen.

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Worten:Die im Staate S. Paulo lebenden Indianer können nicht als ein Ele­ment der Arbeit und des Fortschrittes angesehen werden und ihre Ver­mischung mit den eingewanderten Portugiesen hatte schlechte Folgen, und auch in Parana hat man gute Erfolge nur erzielt, solange man die Indianer völlig ernährte. Es bedarf schon einer einheitlichen Zusammenfassung ver­einter staatlicher und kirchlicher Religiosität, wie sie in hohem Maße die Jesuiten in den Missiones 1 ) ausübten, um Erfolge wie diese zu erzielen. Aber selbst diese Erfolge brachen wie ein Kartenhaus zusammen, sobald die treibende Kraft und der feste Zusammenschluß der Jesuiten aufhören mußte.

Es liegt nach allen Erfahrungen deshalb keine Berechtigung vor, diesen kulturunfähigen Bugern kulturfähige und kulturfreudige deutsche Ansiedler zum Opfer zu bringen, und es entbehrt nicht eines tragikomischen Bei­geschmacks, daß sich kürzlich, ausgerechnet ein geborener Pole und aus­gesprochener Deutschenfeind, namens Fric, der sich als Vertreter der Liga mit dem wohltönenden Namen auf seiner Visitenkarte vorstellte:Pacificador dos Indios de Sta. Catharina 2 ) in Blumenau zur Katechese der Buger eingefunden und ausgerüstet mitdeutschen Berliner Empfehlungsschreiben (!) eine Hetze gegen die deutschen Kolonisten Blumenaus eröffnet hat!

Der Ausgangspunkt Florianopolis, seine nativistische, antideutsche Rich­tung, das Interesse der dortigen brasilianischen Kaufleute an der Störung des Hochlandsverkehrs mit Blumenau und der deutschen Kolonisation durch die Buger und gar die Entsendung dieses Polen beweist wiederum den Satz, daß auch solche brasilianischen Parteileute, die Positives nicht zu leisten verstehen, Meister sind im Hemmen der Fortschritte Dritter. Dem Deutschtum aber er­wächst die Aufgabe, durch mittelbare Hilfsmittel, durch verbesserte Verkehrs­mittel, namentlich Bahnen, das Unwesen der Buger unschädlich zu machen und durch schnell vorwärts geführte Kolonisation diese wilden Völker in rück­ständigere Nachbargebiete abzuschieben.

Geschichtliche Grundlagen.

Die durch Ozeanbreite von der alten Welt getrennte geographische Lage Amerikas hat die Geschichte der beiden Erdteile der westlichen Halb­kugel mehr als bei einem anderen Landkomplex der Erde bedingt. Spät, und dabei nur wenige Jahrzehnte der Erforschung voneinander getrennt, begann die Geschichte der einzelnen Länder Amerikas als Kolonialgeschichte. Höhere europäische Kultur wurde in dies Land von Europa übertragen und es sind deshalb zwei Dinge für die geschichtliche Entwicklung der neuen Welt von besonderer Bedeutung: einmal, in welches europäischen Staates Macht­gebiet die einzelnen amerikanischen Länder fielen, zum andern, welche geo-

1) Vgl. E. Gothein, Der christlich-soziale Staat der Jesuiten in Paraguay.

2 ) Vgl. Urwaldsbote.