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Brasilien und die deutsch-brasilianische Kolonie Blumenau / von [Karl A.] Wettstein
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Brasilien. Allgemeines.

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Brasilien.

Allgemeines.

Brasiliens wirtschaftliche Stärke und seine Zukunft beruht auf seinem wahrhaft kontinentalen Flächenraum und seinen großen Tiefebenen, die ihm besonders im Gegensatz zu den Staaten des südamerikanischen Westrandes eine ähnlich günstige Grundlage zum Großstaate abgeben, wie sie das öst­liche europäische Tiefland Rußland gewährt hat.

Wie sein weit nach dem europäischen Handelspol ausladendes Nordost­eck zur Entdeckung dieses Staates zu Zeiten des Seglerverkehrs geführt hat, so bleibt auch heute beim Dampferverkehr die Tatsache für Brasilien von Bedeutung, daß es von den wichtigeren Staaten seines Erdteils Europa am nächsten liegt. Dieser Vorteil ist für Brasilien um so wichtiger, als ganz Süd­amerika den Nachteil empfindet, daß es keinem bedeutsamen Wirtschafts­gebiete gegenüberliegt. Im Westen liegt Australien zu entfernt und im Osten ist Afrika in der Kultur zu weit zurückgeblieben. Afrikanische Fort­schritte und der Ausbau von Verkehrs Verbindungen zwischen Brasilien und Afrika, die seit der Sklavenbefreiung abgebrochen sind, müßten deshalb für Brasilien von grundlegender Bedeutung sein. Einen großen Vorteil kann Brasilien noch einmal aus der Tatsache ziehen, daß es mit seiner Riesen­ausdehnung von Natur berufen ist, ähnlich wie der Ozean den Handel und Verkehr zwischen den zahlreichen Nachbarstaaten, die an seinem Staatenbund angrenzen, zu tragen.

In den letzten Jahren hat die Republik die bedrohlichen Reibungspunkte mit diesen Staaten Schritt für Schritt beseitigt. Dabei hat Brasilien gegen Argentinien und Französisch-Guayana bei der Grenzbereinigung gut abgeschnitten und große Vorteile von Bolivien erzielt (Acregebiet mit seinen reichen Gummi­wäldern). Gegen Britisch-Guayana verlor Brasilien nur ein wertloses Stück. Freilich sind diese Grenzen heute nur roh festgelegt und es bleibt einer späteren wirtschaftlich höher entwickelten Zeit Vorbehalten, die Grenzlinien erneut zu bereinigen.

Brasilien umfaßt mit seinen 8337000 qkm fünf Zehntel der Erdoberfläche seines Erdteils. Nach Einzelstaaten verteilt sich dieser Flächeninhalt wie folgt: Amazonas 1900000, Matto Grosso 1607000, Para 1140000, Goyaz 644000, Minas Geraes 633000, Bahia 576000, Maranhäo 303000, Säo Paulo 296000 (Abb. 3), Rio Grande do Sul 288000, Piauhy 208000, Parana 185000, Cearä 158000, Sta. Catharina 75000, Pernambuco 94000, Parahyba do Norte 57000, Rio Grande de Norte 46000, Rio de Janeiro 44000, Espirito Santo 42000, Allagöas 29000, Sergipe 23000, Federaldistrikt 1900 qkm. 1 ) Vergleichsweise

9 Vgl. Deutsches Jahrbuch, S. Paulo.

Wettstein, Brasilien und Blumenau. 2