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Brasilien. Bevölkerung.
trennt uns abgrundtief die Verschiedenheit der Kultur. Im gebirgigen Urwaldland haben hier kleine Stämme Schlupfwinkel gefunden, in denen sie sich bis auf den heutigen Tag in wilder Ursprünglichkeit erhalten konnten, während sich rings um sie herum auf den angrenzenden Kampländern erst höhere indianische, dann europäische Kultur verbreitet hat. Während die kultivierten Indianer bei Ankunft der Europäer wenigstens das Lama und Alpaka gezähmt hatten, kennen die Buger des Urwalds von Sta. Catharina auch heute noch keine Haustiere, es sei denn, daß jenen „Jägererzählungen“ zu glauben ist, nach denen die Buger vereinzelt Hunde hielten, denen sie die Zunge herausgeschnitten hätten, damit sie nicht bellen könnten. Bisher haben diese Buger jeden Anschluß von sich gewiesen. Von Zeit zu Zeit überfallen sie die äußersten Kolonisten, mehr mordend als raubend und an der Straße von der Subida nach Pouso redondo sprechen zahlreiche Kreuze, alte und ganze neue, eine ernste Sprache, wie diese Wilden den Verkehr auf diesem so wichtigen Zugangspfad zum Hochland durch ihre blutigen Überfälle auf die Maultierkarawanen lebensgefährlich gestalteten. Sie fördern nie, sie hemmen stets! Wo die einen Platz greifen, müssen die andern hier weichen. Es ist ein tragisches Geschick für die alte indianische Bevölkerung Blumenaus, die Boto- kuden, daß als schlimmste Feinde ihnen ähnlich wilde Buger, die Corvados, entgegentreten.
Man weiß von beiden Stämmen wenig. Während sonst der gebirgige Wald kräftigere Völker erzeugt, finden wir hier nur einen ganz verwilderten, heruntergekommenen, zwar zähen, aber wenig kräftigen Menschenstamm mit ausgesprochen mongolischem Typ (Tafel VIII). Aus der Nähe von Itajahy, von einem gegen Wind wohl geschützten Bergvorsprung der früheren Küste, brachte ich Skelettreste alter Indianer mit, die auf ein hohes Alter schließen lassen. Maschinist I. Gail und Hauslehrer E. Kick hatten von Gebeinfunden bei Schotter- abgrabungen gehört und sich in dankenswerter Weise mit weiteren Ausgrabungen beschäftigt. Im ganzen legte man drei Skelette bloß. Es fanden sich daneben zahlreiche Fischknochen, einzelne spitze Steine und eine versteinerte Holzkeule. Die Funde wurden von mir zur Untersuchung nach Deutschland gebracht und befinden sich im palaiozoischen Institut der Heidelberger Universität. Bekanntlich sind auch in der Nähe von Itajahy in den Muschelbergen, Sambar- quis (s. Taf. 2), Skelette gefunden worden. Und im Juli dieses Jahres entdeckte der Kolonist Reuter in der Nähe des Südarms des Itajahy alte Kulturschichten mit Feuerstellen und gutgebrannten Tonscherben. Über das Alter der Funde ist bisher nichts ermittelt worden. Abgesehen von diesen drei Funden weiß die Geschichte rein gar nichts von den Bugern dieser Gegend zu berichten und schon heute sehen wir, wie dieses Urvolk ausstirbt, bevor es erforscht ist. Vielleicht regen diese Zeilen zu einer Erforschung dieses in seiner Wildheit weit zurückweisenden Volkes an.
Interessant ist, daß vor zwei Jahren sich eine sogenannte Buger-