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Deutschland als Kolonialmacht : Dreißig Jahre deutsche Kolonialgeschichte / Hrsg. vom Kaiser-Wilhelm-Dank Verein d. Soldatenfreunde
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wenig zusagt. Von den während der ersten Jahre auf den Pflanzungen der Neuguinea- Kompagnie beschäftigten Chinesen sind sehr viele dem Fieber erlegen. Jetzt werden eigentlich nur mehr einheimische Papuas bzw. Eingeborene des Bismarckarchipels und der Salomonsinseln als Plantagenarbeiter (im ganzen 4133) eingestellt, während die wenigen in Kaiser-Wilhelms-Land lebenden Chinesen und Malaien (150) als Hand- werker, Maschinisten und andere Spezialarbeiter Verwendung finden. Die Zahl der auf den Pflanzungen beschäftigten Weißen beträgt nur 35.

Der Tauschhandel mit den Eingeborenen ist infolge des tiefen Kulturzustandes der­selben noch wenig entwickelt, doch macht sich eine stete Zunahme bemerkbar. Die Be­völkerung findet immer mehr Gefallen an den europäischen Einfuhrgütern, uud sucht sich besonders durch Lieferung von Kopra, Perlmutterschalen, Paradiesvogelbälgen und anderen Sammelprodukten dieselben zu verschaffen. Neuerdings auch wird Guttapercha von deu betriebsameren Eingeborenen gezapft, nachdem durch die Kulturexpeditiou des rührigen Kolonialwirtschaftlichen Konntees unter Führung des Botanikers Schlechter das Vorhandensein einer Anzahl Gutta und Kautschuk liefernder Pflanzen bzw. Bänme unter den natürlichen Beständen des Kaiser-Wilhelms-Lands festgestellt worden ist. Eine Übersicht über den Handel der Kolonie wird im Zusammenhang mit dem des Bismarck­archipels und der zugehörigen Inseln geliefert werden, mit welchen Gebieten Kaiser- Wilhelms-Land verwaltungspolitisch eng vereint ist.

Der Bismarckarchipel und die Salomonsinseln."

Die Kaiser-Wilhelms-Land vorgelagerten Inseln, die unter dem Namen Bismarck- archipel zusammengefaßt werden, zeigen eine eigenartige Gestaltung und Anordnung. Die beiden größten dieser Inseln, Neu-Pommern und Neu-Mecklenburg, haben infolge ihrer Längenausdehnung bei durchschnittlich sehr geringer Breite eine Küstenfront, die noch erheblich mehr als zweimal so lang ist als die Küstenfront Kaiser-Wilhelms-Lands. Zieht man die Admiralitäts-, die anderen zum Bismarckarchipel gehörigen Inseln und die deutschen Salomonen mit in diese Rechnung hinein, so ergibt sich sogar eine mehr als dreifach längere Küstenfront. Diese Gestaltimg der Inseln hat große Vorteile. Sie erleichtert zunächst den Verkehr zwischen den Küstenplätzen außerordentlich, zumal die Inseln des Bismarckarchipels: Longinsel, Nookinsel, Neu-Pommern, Neu-Mecklenburg, Neu-Hannover, St. Mathias und die Admiralitätsinseln auf einer etwas abgeflachten Kreislinie liegen, welche nur nach Westen offen ist, und die Neuguineasee umschließt wie der Jnselgürtel eines Atolls die Lagune. Infolge des erleichterten Verkehrs ist eine schnellere Erschließung der Inseln in mlrureller und wirtschaftlicher Beziehung durch- führbar, und zugleich der deutschen Verwaltung die Möglichkeit gegeben, ihren Einfluß und, wenn es nötig ist, ihre Macht in verhältnismäßig kurzer Zeit zur Geltung zu bringen. Daß trotz dieser ungemein günstigen Verhältnisse während der nnn bald dreißigjährigen kolonisatorischen Tätigkeit Deutschlands auch im Bismarckarchipel erst so verhältnis­mäßig wenig erreicht wurde, ist vor allem der schon erwähnten, höchst bedauerlichen Vernachlässigung zuzuschreiben, welche man diesen so aussichtsreichen Jnsellanden früher zuteil werden ließ, und die sich vor allem dadurch dokumentierte, daß den deutschen Beamten nicht einmal die genügenden Mittel zur Verfügung gestellt wurden, die erforder- lichen Negierungsfahrzeuge zu beschaffen. Ohne solche ist natürlich die kolonisatorische Tätigkeit einer Verwaltung auf einen geringen Radius beschränkt. Erst auf die energischen Vorstellungen des sehr zielbewußt arbeitenden Gouverneurs Hahl hin ließ man sich zur Bereitstellung größerer Mittel herbei, und seit dieser Zeit macht denn auch die Er­schließung des Landes recht bemerkenswerte Fortschritte. Die langen Küstenfronten haben aber außerdem noch den ganz besonderen Vorteil, daß sie der Kokospalme, welche zur Erreichung günstiger Entwicklung Küstenklima und kalkhaltige Böden verlangt und bei Erfüllung dieser Bedingungen in Neuguinea und den benachbarten Gebieten hervor­ragend gedeiht, die ausgedehntesten Kultivierungsmöglichkeiten bieten.