des Reichspostamtes — unter denen nächst Stephan Krätke genannt zu werden verdient, der ja auch als kolonialer Verwaltungsbeamter sich Verdienste erworben hat — wurden die kuappen Kolonialetats geschont. Als Exzellenz von Soden die Geschäfte übernahm, gab es eine Postanstalt in Daressalam nebst Agenturen in allen wichtigen Küstenstädten, und eine Kabelverbindnng Sansibar—Daressalam—Bagamojo. Im Jahre darauf wurde der Überlandtelegraph Bagamojo—Tanga hergestellt. Die Dampferverbindnng zwischen Europa und Sansibar besorgten die Messageries Maritimes, die Portugiesische Mala Real und die East Jndia Line. Im Mai 1890 aber schloß der Reichskanzler einen Vertrag mit der Wörmannschen Reederei, wonach diese sich verpflichtete, alle vier Wochen Dampfer von mindestens 2200 Tons zwischen Hamburg und Delagoabai über Sansibar und Daressalam verkehren und durch besondere Nebenlinien vierzehntägig die Nordhäfen und vierwöchentlich die Südhäfen des Schutzgebietes anlaufen zu lassen; dafür bewilligte ihr der Reichstag eine Subvention von jährlich 900 000 Mark. Am 3. Juli verließ als erster Reichspostdampfer der „Deutschen Ost-Amka-Linie" der „Reichstag" Hamburg; er war 2300 Tons groß. Der „Kaiser" und „Kanzler" mit 2600 sowie der „Bundesrath" mit 2300 Tons folgten nach. Die D. O. A. G., nach Abgabe der Hoheitsrechte an das Reich nur noch reine Erwerbsgesellschaft, unterhielt eine kaufmännische Zentrale in Sansibar und Filialen in allen bedeutenden Küstenplätzen sowie an einigen Punkten des näheren Innern. Alsbald machte sie auch von ihren Privilegien, zunächst dem der Münzprägung, Gebrauch, indem sie im September und Dezember die ersten Kupfer- und Silbermünzen zur Ausgabe gelangen ließ. Bei der damaligen Abhängigkeit der Kolonie von den Indern in Sansibar und von Indien, wohin der Haupthandelsverkehr ging, war die Anpassung an die indische Silberwährung berechtigt, die allerdings den Nachteil ungeheurer Kursschwankungen mit sich brachte: die Silberrupie bewegte sich — allerdings mit ständig fallender Tendenz — in jenen Jahren zwischen zwei und nicht viel mehr als einer Mark an Wert. Die Rnpiestücke zeigen auf der Vorderseite das Brustbild des Kaisers mit der Uniform und dem Adlerhelm der Gardedukorps und der — sonderbarerweise lateinischen — Umschrift: (Fuilslmus II Imperator. Die Rückseite zeigt Firma und Wappen der Gesellschaft: einen vor einem Palmenbaum dahinschreitenden Löwen. Die Rupie zerfiel in 64 Pesa; ein Jahr später wurden außer den Ein- und Zweirnpiestücken auch silberne Halb- und Viertelrupien in Umlauf gebracht.
Auch das Eisenbahnprivileg begann sie auszunutzen, indem sie sich im November 1891 das Recht zum Bau einer Bahn Tanga-Korogwe erteilen ließ; sie verpflichtete sich, diese Bahn in vier Jahren fertigzustellen, was ihrer Tochtergesellschaft, der Eisenbahn- Gesellschaft für Deutsch-Ostafrika (Usambara-Linie) allerdings nicht gelang, und wöchentlich einen Zug laufen zu lassen. Den Bau und Betrieb leitete der aus der Peterszeit her bekannte Regierungsbaumeister Kurt Hoffmann.
Neben der D. O. A. G., die bald begann, auf den Plantagen Dorema und später Nguelo in Usambara Kakao, Kaffee und Kautschuk zu pflanzen, wirkte in der Kolonie bereits seit dem Jahre 1886 die Deutsch-Ostafrikanische Plantagengesellschaft, deren Seele Peters Freund, Dr. Schröder-Poggelow, war. Sie machte in Lewa, hinter Pangani und an noch drei anderen Stellen im Norden der Kolonie Versuche mit dem Anbau von Baumwolle, Liberiakaffee und, nach dem Muster Sumatras, von wo sie ihr weißes und ihr gelerntes farbiges Personal bezog — einmal mit der D. O. A. G. zusammen 500 Javanen und Chinesen — mit Tabak. Leider sollten diese Versuche erst Jahrzehnte später nnd an anderer Stelle glücken; die Ruhmestat der Gesellschaft aber bildet die Einführung der Knltur des brasilianischen Ceara-(Manihot-)Kautschuks, die neben der Sisalagave die Sanierung der ostafrikanischen Plantagenwirtschaft herbeigeführt hat. Auch die Deutsch-Ostafrikanische Pflanzergesellschaft versuchte sich — mit gleichem Mißgeschick — im Tabakbau bei Amboni, dicht bei Tanga. In Tauga war auch die St. Paulsche, bei Bagamojo die Vanillepflanzung der Mrima-Gesellschaft angelegt worden; Baumwolle pflanzte Perrot bei Tanga und die D. O. A. G. in Kikogwe, gegenüber Pangani. Auch die Gründung der Deutsch-Ostafrikanischeu Seehandlung