anderen mohammedanischen Sekte — Schafeiten — angehören, als das nicht rechtgläubige Herrscherhaus (Jbaditen). Heute findet man in jedem größeren Orte des Schutzgebietes einige Suahelihändler, und kaum uoch ein entlegenes Dorf, in dem nicht einige Männer Kiswaheli — die Verkehrssprache Deutsch-Ostafrikas — verstehen. Die Zahl der Waswaheli nimmt beständig zu, weil jeder Neger, der nach einigen Jahren Aufenthaltes an der Küste den Islam, wenn auch nur äußerlich, angenommen und die Sprache radebrechen gelernt hat, sich stolz einen „Mswaheli" nennt.
Die Wissenschaft nimmt an, daß die Bantu aus Südasien eingewandert sind und eine Bevölkerung vorfanden, deren Neste sich wie kleine Inseln in dem großen Bantu- meere erhalten haben, wie die zwerghaften Batwa in Ruanda und die Wassandawi, deren Sprache Schnalzlaute aufweist, wie die der Hottentotten in Südwestafrika.
Nach den Bantu eingewandert sind hamitische Völker, und zwar in die Länder westlich des Victoria-Njansa die Watussi oder Wahima, wahre Enakssöhne, bei denen Leute von 1,90 und 2 m keine Seltenheit sind. Sie bilden die Herrenschicht über dem unterworfenen Bantuvolke der Wahutu in Urundi-Ruanda. Ostlich um den See gewandert sind die Massai, deren Wanderung Wohl durch die Zusammenstöße mit den Wahähä in Ugogo zum Steheu kam. Beide genannten Hamitenstämme treiben ausschließlich Viehzucht.
Die Semiten, welche die jüngste afrikanische Einwanderungsschicht darstellen, sind nach Ostafrika nicht auf dem Landwege gelangt. Von Südarabien kamen auf ihren Segelschiffen — „Dhaus" genannt — die sogenannten Schihiris nach der Küste, kleine Handel- und Gewerbetreibende, von der Ostküste Arabiens, von Oman die prächtigen Maskataraber, meist Grundbesitzer und Sklavenhalter, deren Zentrum das Sultanat Sansibar wurde.
Ostindien brachte uns — ebenfalls über Sansibar — die brahminischen Hindus (Banjanen) und die in viele Sekten zerspaltenen mohammedanischen Inder, Großkaufleute, Kleinhändler und Handwerker, deren Existenzberechtigung innerhalb unserer Kolonialwirtschaft so heiß umstritten ist.
Erwerb und Behauptung.
Perers.
Wenn wir fragen: wem verdanken wir Deutsch-Ostafrika? so kann die Antwort nur heißen: CarlPeters. Gewiß soll auch der anderen tapferen Männer gedacht werden, die sich um den Erwerb der Kolonie verdient gemacht haben, insonderheit des Grafen Joachim Pfeil, der zweimal in entscheidender Stunde den Ausschlag gab, aber dieTat, die den Gedanken einer deutschen^Kolonialgründung verwirklichte, war sein.
Um 1880 hatten patriotische Männer sich in dem „Deutschen Kolonialverein" zusammengetan mit dem Ziele, Stimmung zu machen für deutsche Kolonialerwerbungen, die aber erst für das 20. Jahrhundert geplant waren. Denn man glaubte, daß erst dann das deutsche Volk durch planmäßige Agitation reif gemacht sein würde für den kolonialen Gedanken. Dieses echt deutsche Programm einer gründlichen aber langweiligen, zukunftsfrohen aber aussichtslosen, systematischen aber phantastischen Träumerpolitik warf der junge Tatenmensch Peters im ersten.Anlauf über den Haufen.
Noch in der ersten Hälfte der Zwanziger stehend, war Carl Peters nach Abschluß seiner Philosophischen und historischen Studien im Hause eines begüterten Verwandten in London mit führenden Köpfen der britischen Überseepolitik in rege Beziehungen getreten. Es mag nur der Name Joe Chamberlain genannt sein. Hier hat sich Carl Peters zu dem Charakter entwickelt, den unsere Zeit brauchte, aber nicht verstand, zu dieser Mischung von spekulierendem Deutschtum und zugreifendem Engländertnm. Ein Stück Pizarro war uns, wie das Programm der Träumer vom Kolonialverein bewies, bitter not,
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