harten Sträuße mit den Massai bedurft, und der genannte ausgezeichnete Offizier sollte, wie ihr erster, auch ihr endgültiger Besieger werden.
/ Gouverneur Freiherr von Soden.
In Massinde, der kurz vorher am Fuße des Gebirgsstockes von Westusambara gegründeten Militärstation, erhielt Wißmann die Nachricht, daß zum 1. April des Jahres in dem Freiherrn v. Soden ein Kaiserlicher Gouverneur ernannt worden sei, dem der Neichskommissar die Geschäfte zu übergeben hätte. Wißmann gehorchte und verließ bald darauf das Schutzgebiet.
Wir haben mehrfach in unserer Kolonialgeschichte den Fehler gemacht, daß wir die Militärverwaltung zn früh durch die Zivilverwaltung ablösten. Das Streben nach schnellen wirtschaftlichen Erfolgen läßt leicht den zweiten Schritt vor dem ersten machen. Wißmanns Verwaltung war nach damaliger Anschauung nicht billig. Aber die Ausgaben, die das Reich in der Zeit seines Kommissariates gemacht hat, sind glänzend gerechtfertigt dadurch, daß der große Rückschlag, den man erwarten mußte, uicht oder doch uur in geringem Maße eintrat: es war der deutsche Waffenruhm, den Wißmann in Ostafrika begründet hatte, der nachwirkte und noch auf lange hin das Kapital darstellte, von dem spätere, sparsamere Jahre zehren konnten. Gewiß mußte eine Zivilregierung kommen, und ein Wechsel des Systems ist ohne einen Wechsel der Person fast undurchführbar. Aber man hätte Wißmann im Interesse der Sache noch gut zwei Jahre an der Spitze der Geschäfte lassen sollen zur Beendigung der Besitzergreifung des Innern, besonders zur Unterwerfung der Wahähä und zur Angliederung des Seengebietes. -Auch der Süden des Küstenhinterlandes war noch keineswegs befriedet. Wie Hassan bin Oman hinter Kilwa, saß hinter Lindi in schwer durchdringlichem Dickicht der Hijaohäuptling Matschemba, gegen den im Oktober 1890 K. W. Schmidt mit drei und im Dezember Namsay mit vier Kompagnien ohne durchschlagenden Erfolg gefochten hatten; seine Verjagung über die Rovumagrenze erfolgte erst 1899. Und die Zelewskikatastrophe, das kann man mit Sicherheit sagen, wäre uns erspart geblieben. Denn Wißmann war — in Gegensatz gerade zu dem unglücklichen Zelewski — deshalb der geborene afrikanische Feldherr, weil er wußte, daß e i n Rückschlag hundert Erfolge zunichte macht und deshalb stets mit solchen Machtmitteln ans Werk ging, die den Erfolg sicherten.
Wißmanns Nachfolger, der als Konsul in den Tropen Erfahrungen gesammelt und sich als Gouverneur von Kamerun bereits bewährt hatte, war, abgesehen davon, daß die militärischen Aufgaben in der Kolonie noch nicht beendet waren, der richtige Mann am Platze. Sein bedeutendes Organisationstalent und sein scharfer praktischer Blick lassen ihn noch heute als einen der besten Gouverneure erscheinen, die Deutsch- Ostafrika gehabt hat. Die Organisation der zentralen und lokalen Verwaltung ist noch heute nichts als ein Weiterbau auf den Fundamenten, die er gelegt hat und an denen wesentliche Änderungen sich nicht nötig erwiesen. Bedauerlich aber ist es, daß ein Teil der alten Wißmann-Offiziere sich nicht mit demselben Edelsinne in die veränderten Verhältnisse fügte, wie ihr bisheriger Chef. Glücklicherweise war Soden der Mann, dem ein grimmiger Humor in solchen Fällen die Überlegenheit sicherte und der sich nicht scheute, energisch und drastisch durchzugreifen. Die Einsetzung einer Zivilverwaltung Zeigte nach außen hin, daß die Kaiserliche Regierung die Zeit für gekommen hielt für die Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Ausnutzung des Schutzgebietes, die dann auch alsbald einsetzte. Ein Teil der im folgenden geschilderten Entwicklung fällt sogar, wie die Daten zeigen, noch in die letzte Zeit des Neichskommissariates.
Zunächst muß die Entwicklung der Verkehrsmittel hervorgehoben werden. Immer wird unsere Kolonialgeschichte der Reichspostverwaltung Dank wissen, daß sie in uneigennütziger Weise den Kolonien Postanstalten und Telegraphenlinien gab, deren Betrieb sich auf absehbare Zeit nicht rentieren konnte und deren Bau und Betrieb sie aus Mitteln ihres Etats betrieb. Durch dieses großzügige Entgegenkommen der Staatssekretäre