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Das Auslanddeutschtum und das neue Reich : Betrachtungen und Vorschläge / von Christian F. Weiser
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Die Rückwanderung

christlicher Liebestätigkeit finden wir zumeist einen Be­richt von dem Glaubensmut, mit dem der Gründer ans Werk ging und alle Widerstände und Widrigkeiten über­wand. Sonst hören wir wohl von dem zielbewußten, starken Optimismus, aus dem das Unerwartet-Große hervorging. Es ist in einer Art dasselbe. Allem Lebensvoll-Bedeutenden liegt ein Wagnis zugrunde.

Handelt es sich bei der Zusammenfassung des Aus- landdeutschtums durch eine nationale Organisation, so wie sie hier empfohlen wird, um Aufgaben und Möglichkeiten einer näheren oder ferneren Zukunft, so stellt uns zugleich die unmittelbare Gegenwart vor ein Problem, mit dem wir uns ungesäumt auseinandersetzen müssen. Einerseits stehen wir einer gewaltigen Kriegseinbuße an Menschen und Wirtschaftsweisen gegenüber, und der feindliche Bund scheint entschlossen, unsere Bedrängnis auch nach dem Kriege womöglich noch zu steigern. Anderseits hat der Welthaß gegen das Deutschtum in Millionen unserer Volks­genossen in der Fremde ein Verlangen nach der Heimat erweckt, und zwar besonders dort, wo sie mit ihren Händen, mit Hab und Gut mitwirken müssen zu unserer geplanten Vernichtung, während sie mit dem Herzen zum alten Vater­lande halten. Tragisch endlich verschärft sich der Konflikt, wo die Staatsbürgerpflicht sie zum Kriegsdienst gegen das Land der Väter zwingt. Worüber man sich theoretisch schon immer völlig im klaren war, erfuhr man nun in der Praxis als ein schier unerträgliches Erlebnis. Und so wer­den, ganz ohne Frage, taufende von Auslanddeutschen, rein gefühlsmäßig bestimmt, sofort nach Friedensschluß den Weg in die Heimat nehmen, und andere in großer Zahl, die durch Besitz und andere Erwägungen an die fremde Scholle ge­bunden sind, gäben wohl ihre Bedenken daran, wenn sie einen gangbaren Weg in das Vaterland vor sich sähen. Von allen anderen Gründen abgesehen begingen wir zum mindesten eine Torheit, wenn wir die Frage der Rückwande­rung nicht prüften in dem Zusammenhang mit dem Be­dürfnis unserer Lage.

Insofern an eine Volksbewegung großen Stils gedacht wäre, soll hier keineswegs gesagt sein, daß wir es mit un-