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Afrikanische Verkehrspolitik : unter Benutzung amtlichen und anderen Materials / von Arthur Dix
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Eisenbahnen im Seengebiet.

Ein Verkehr, wie er sich auf den großen ostafrikanischen Binnen­seen entwickelt hat, erheischt mit zwingender Notwendigkeit ent­sprechende Verkehrsvermittelungen mit der Küste. In allen an die drei Hauptseen grenzenden Kolonien hat man denn auch seit Jahren empfunden und erkannt, welchen Anreiz dieser Binnenseeverkehr für die Schaffung von Eisenbahnen bedeutet. In der Praxis wäre Deutschland weitaus in erster Linie berufen gewesen, den Eisen­bahnverkehr zwischen den Binnenseen und der Küste zu schaffen, da Deutsch-Ostafrika an alle drei Seen grenzt und die kürzeste Verbindung zwischen jedem von ihnen und der Küste herzustellen vermag. Jahrelang hat man aber in kolonialpolitischen Kreisen da­heim einen theoretischen Kampf um die Wahl der verschiedenen Linien­führungen in Deutsch-Ostafrika geführt; man hat das Thema mit deutscher Gründlichkeit behandelt, aber leider im wesentlichen nur auf dem Papier. Auch die vom Kolonialwirtschaftlichen Komitee ausgesandten Expeditionen zur Erkundung der vorgeschlagenen Eisenbahntracen haben eine positive Förderung der Pläne bisher, so anerkennenswert sie an sich waren, leider nicht zu zeitigen vermocht.

In den Kreisen der Kolonialgesellschaft bildeten sich zwei Gruppen unter dem Schlachtruf: hie Zentralbahn, hie Südbahn und verschiedene Untergruppen mit abweichenden Linienführungen. Das war für die koloniale Zeitschriften- und Broschürenliteratur ein ganz fruchtbares Feld, dem Leser der Tageszeitungen aber kam das Thema allmählich zum Halse heraus, und dabei blieb's. Inzwischen gingen die Engländer hin und bauten ohne lange Redensarten mit größter Opferwilligkeit und Beschleunigung ihre Ugandabahn, die den Verkehr von unserer Küste ablenkt und Britisch-Ostafrika einen großen Vorsprung gewährt. Dann kam die Regierung des Kongo­staates mit ihren Eisenbahnplänen, die gleichfalls dem deutsch-ost­afrikanischen Hinterland, und zwar nach Westen hin, den Verkehr zu entziehen drohten.

Das war eigentlich beides schon lehrreich genug, und unsere Kolonialpolitiker zögerten nicht, die Konsequenzen zu ziehen nämlich auf dem Papier. Die Kolonialverwaltung dagegen beharrte in ihrer berüchtigten Furcht vor der Bewilligungsunlust des Reichs­tags und wagte nicht, sich zu rühren. Gelegentlich versuchte sie, die ostafrikanische Zentralbahn dem Reichstag zu empfehlen; aber sobald sich hier ein Widerstand geltend machte, versagte ihre Energie, und sie begnügte sich mit den kleinsten Bruchstückchen.