entschloß sich daher, den Nil mit dem Roten Meer durch eine Eisenbahn zu verbinden, und zwar durch eine 532 km lange Strecke Atbara—Port Sudan. Die Linie ist in der verhältnismäßig kurzen Zeit von 15 Monaten gebaut worden und konnte Anfang 1906 dem Betrieb übergeben werden. Ihre wirtschaftliche Wirkung mag daraus erkannt werden, daß in Kartum der Preis für die Tonne Kohle jetzt genau halb so groß ist, wie zu der Zeit, da Kartum auf den langen Weg nach Alexandria angewiesen war. Die britische Sudanbahn wird als sehr aussichtsreich betrachtet. Auch der deutsche Handel machte sich alsbald die neue Verbindung mit Oberägypten dienstbar, indem die deutschen Schiffahrtsgesellschaften, die am Verkehr durch das Rote Meer beteiligt sind, am Endpunkt der Bahn eigene Geschäftshäuser und Schuppen bauten. Der Leidtragende ist Italien, dessen afrikanisches Schmerzenskind durch die englische Bahn weiter entwertet wird. Wäre man auf italienischer Seite rechtzeitig vorgegangen, so hätte man einen großen Teil des oberägyptischen Handels über italienische Bahnen lenken können. Jetzt abei machen die Italiener die gleiche Erfahrung, die wir in Deutsch- Ostairika gemacht haben, als die Engländer nahe unserer Nordgrenzt ihre Ugandabahn ins Innere führten und einen großen Teil des Handels unserer eigenen Kolonie an sich zogen. —
Bevor wir uns den anderen afrikanischen Strömen zuwenden, müssen wir bei jenem großen Seengebiet verweilen, das mit dem Nilland und dem Kongobecken benachbart und mit der Verkehrssphäre beider Ströme verwachsen ist.
Das Gebiet der ostafrikanischen Seen.
Geher, die Pläne der Stromschnellenumgehung und der Verbindung einzelner Flußsysteme zum Teil schon weit zurück, so ist der große Verkehrswert des zentralafrikanischen Seengebiets erst verhältnismäßig spät erkannt worden. Sobald man aber bessere Einsicht in die Bedeutung dieser Verkehrszentren gewann, wurde von drei Seiten her, von Osten, Westen und Süden, mit Erschließungsplänen vorgegangen. Britisch-koloniale Tatkraft schaffte in erstaunlich schneller Zeit die Verbindung zwischen dem Victoriasee und der Ostküste durch die Ugandabahn und machte sich im portugiesischen Gebiet an die Ablenkung des Nyassaverkehrs von Süden her, während man auf kongolesischer Seite den Verkehr des Tanganikasees westvärts nach dem Kongo abzulenken bestrebt ist. Nur die deutschen. Pläne, alle drei Seen auf deutschem Gebiet mit