Rüdiger Keim
Neues vom eisenzeitlichen Siedlungsplatz in Bremen-Rekum*
Aus dem nördlichsten Stadtteil von Bremen, dem Gebiet des am Geesthang des rechten Weserufers gelegenen Dorfes Rekum, ist seit Langem eine Vielzahl von ur- und frühgeschichtlichen Fundstellen bekannt. Vor allem auch im Bereich des Rekumer Windmühlenberges im Nordosten des Ortes wurden immer wieder Einzelfunde geborgen. Trotzdem konnte sich auf dieser archäologisch bedeutsamen Fläche in den 1960er Jahren ein Sandgrubenbetrieb etablieren, der durch seine Ausweitung zu den ersten Notgrabungen der Bremer Landesarchäologie an dieser Stelle in den Jahren 1967 und 1968 führte. Die zweite Notgrabungskampagne auf dem Rekumer Windmühlenberg lieferte von 1980 bis 1984 erstklassige Funde und Befunde, die für den Bremer und teilweise sogar für den gesamten nordwestdeutschen Raum einmalig waren und sind (Brandt 1989).
In diesem Aufsatz sollen nun - nach Berücksichtigung der Forschungsgeschichte und der landschaftsgeschichtlichen Entwicklung des Untersuchungsgebiets - die Befunde und vor allem die Funde von Bremen-Rekum in gebotener Kürze in den Kontext der eisenzeitlichen Besiedlungsgeschichte der Region eingeordnet werden.
Das gesamte Fundmaterial der älteren Grabung (Grabung A) wurde in der Zeit von März
1997 bis Ende 2000 durch den Verfasser registriert. Alle Stücke wurden dabei in Merkmalslisten erfasst und teilweise gezeichnet.
Ein großes Problem bei der Interpretation und Einordnung des Fundplatzes war und ist die Tatsache, dass nur ein Ausschnitt der ehemaligen Siedlungsfläche durch die Grabungen erfasst werden konnte. Trotzdem ist das sich durch die Funde und Befunde ergebende Bild der Siedlung von Bremen-Rekum so facetten- und detailreich, dass eine Besprechung an dieser Stelle sinnvoll und notwendig erscheint.
Geest, Marsch, Fluss und Moor - Der naturräumliche Rahmen
Der östlich der Weser und nördlich der Lesum gelegene Raum von Bremen-Nord und des angrenzenden Landkreises Osterholz ist vor allem durch die eiszeitliche Grundmoräne der Geest geprägt. Es handelt sich um eine vor Hochwasser geschützte, sanft anmutende Hügellandschaft, die durch kleinere, verhältnismäßig ebene Plateaus unterbrochen wird. Am Ufer der Weser, aber auch der Lesum gibt es relativ steile Abschnitte, die teilweise auf längerer Strecke bis zu 20 m über die Flussniederungen aufsteigen. Die Geest wird darüber hinaus von größeren muldenartigen Tälern, die zum über-
* Die Absicht meiner Beschäftigung mit dem Siedlungsplatz von Bremen-Rekum war es, die Funde und Befunde vollständig zu dokumentieren, sie archäologisch auszuwerten und in einen größeren Kontext zu stellen. Aus beruflichen Gründen war mir dieses leider nicht in umfassender Weise möglich; trotzdem sollen mit diesem Aufsatz die dabei erfassten Beobachtungen und Fragen, die der zukünftigen Forschung Anregungen geben mögen, in gebotener Kürze dokumentiert werden. Die Herausarbeitung von Einzelaspekten der komplexen Beziehungen zwischen Mensch und Umwelt in einem räumlich und zeitlich begrenzten Rahmen ist dabei ein wesentliches Anliegen dieses Aufsatzes. Während meiner Arbeiten zu Bremen-Rekum habe ich vielfältige Hilfe und Unterstützung von vielen Personen und Institutionen erhalten. Leider ist es mir nicht möglich, an dieser Stelle alle, denen Dank gebührt, namentlich zu erwähnen. Besonders hervorheben möchte ich jedoch Herrn Dr. Karl Heinz Brandt, den ehemaligen Bremer Landesarchäologen und Ausgräber der Siedlung von Bremen-Rekum, Herrn Prof. Dr. Manfred Rech, der mir in seiner Amtszeit als Bremer Landesarchäologe das Fundmaterial der Grabungen zur Verfügung stellte, Herrn Prof. Dr. Michael Müller- Wille, der meine Arbeit vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Kiel aus mit vielen Anregungen begleitet hat, Herrn Prof. W. Haio Zimmermann vom Niedersächsischen Landesinstitut für historische Küstenforschung in Wilhelmshaven, der die Bearbeitung des Fundmaterials von Bremen-Rekum angeregt hat, Herrn Dr. Dirk Heinrich vom Institut für Haustierkunde der Universität Kiel für die Bearbeitung der Tierknochenfunde, Herrn Dr. Helmut Er- lenkeuser vom Kieler Leibniz-Labor für Altersbestimmung und Isotopenforschung für die Radiokarbondatierungen, Herrn Dr. Andreas Gundelwein für die bodenkundlichen Geländeuntersuchungen und nicht zuletzt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Bremer Landesarchäologie, die mir jederzeit mit Rat und Tat zur Seite standen. Besonderen Dank möchte ich an Herrn Dr. Dieter Bischop richten, der die Aufnahme dieses Berichts in die Bremer Archäologischen Blätter ermöglicht hat. Alle den Fundplatz von Bremen-Rekum betreffenden Untersuchungen und Berichte sind im Fundarchiv des Landesarchäologen dokumentiert, die Datengrundlagen und Tabellen der Fundanalyse sind beim Verfasser einzusehen. Fotos und Zeichnungen: Der Landesarchäologe, Bremen.
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